Kölner Straße Familie fordert Pförtner für Hochhaus

Krefeld · Die Hausverwaltung verweist in dem Zusammenhang auf die hohen Kosten.

Otto Aengenheister und seine Tochter Uta Aengenheister vor dem Hochhaus an der Kölner Straße.

Foto: Andreas Bischof

Familie Aengenheister hat sich zurückgezogen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme in Zeiten der Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid 19. Der Weg zum Briefkasten im Erdgeschoss des Hochhauses an der Ecke Kölner Straße/Untergath ist noch machbar. Ausflüge in die Welt unternehmen die Angehörigen nicht mehr viele, das Essen lassen sie sich bringen. Die Arbeit des Vereins Friends of Children um Otto Aengenheister (87), seine Frau (86) und seine Tochter Uta, der sich für Kinder mit Schulproblemen, Behinderungen oder in Not einsetzt und diese unterstützt, ist derzeit sehr eingeschränkt. Doch das ist nicht das bestimmende Thema in der Familie derzeit. Uta Aengenheister, eine Ärztin, sorgt sich um die Hygiene im Hochhaus in Zeiten der Pandemie und hat damit die Hausverwaltung schon per E-Mail kontaktiert und zum Handeln aufgefordert.

Die 55-Jährige ruft zu einer schnellen Einstellung eines Pförtners auf. „Ohne Pförtner würden sich viele Hausbewohner nicht an die Hygienevorschriften halten“, schreibt Uta Aengenheister an die Condex GmbH. Ferner fordert sie: „Der Pförtner muss ständig die Aufzüge beaufsichtigen und darf jeweils nur eine Person bzw. nur mit Familienangehörigen im Aufzug fahren lassen. Im Sinne des Zwei-Meter-Abstandes, der im Aufzug möglich ist.“ Zudem sollte der Einlasswächter auch die Schalter des Fahrstuhls und der Griffe der Eingangstüren desinfizieren. „Die Maßnahmen müssen sofort durchgeführt werden“, schreibt Aengenheister.

Ihr Vater Otto, Vorsitzender des Hilfsvereins, sagt: „Es leben viele ältere Menschen im Hochhaus, viele verstehen aber die deutsche Sprache nicht. Es wird nicht genügend Abstand gehalten. Die Hygiene einzuhalten ist wichtig.“ Auch viele Alkoholiker bewohnten das Hochhaus an der markanten Straßenkreuzung, würden die Vorsichtsregeln aber nicht beherzigen, so die Aengenheisters.

Die Familie ist besorgt. Streng genommen gehören Otto und seine Frau zur viel beschriebenen Risikogruppe beim neuen Coronavirus. „Wir wollen die Hilfe für notleidende Kinder aufrechterhalten. Nichts ist aber so gut wie die persönliche Hilfe“, sagt Uta Aengenheister. „Wir helfen, wo wir können“, sagt ihr Vater: „Wir ziehen uns aber alle etwas zurück und wollen uns nicht im Haus anstecken.“ Die Condex GmbH als Hausverwaltung lehnt die Forderungen ab. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt Michael Schmidt-Merholz: „Der Vorschlag ist gut gemeint, aber realitätsfern.“ Der Geschäftsführer fährt fort: „Ich müsste dafür vier Leute einstellen, wenn man bedenkt, dass einer acht Stunden am Stück arbeiten darf.“ Eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung als Pförtner über sieben Tage sei schlichtweg zu teuer. Schmidt-Merholz schätzt die Kosten auf etwa 150 000 Euro im Jahr. Das wären erhebliche Mehrkosten für die Mieter. „Wer soll das bezahlen?“, fragt der Condex-Geschäftsführer. Zudem sei kein Raum für einen Pförtner im Eingangsbereich des Treppenhauses vorgesehen. „Die Unterbringung ist bautechnisch und arbeitsrechtlich nicht gegeben.“

Das sieht Uta Aengerheister anders: „Die Unterbringung ist möglich. Im angrenzenden Raum, der zum Büro des Hausmeisters führt, der ohnehin kaum anwesend ist.“ Jeder Bewohner des Hauses sei beim Thema Hygiene eigenverantwortlich in der Verpflichtung und könne Schutzkleidung mit sich führen, meint Michael Schmidt-Merholz. Das Problem außerdem: In der derzeitigen Gesundheitskrise darf wegen der Verordnungen ohnehin keine Eigentümer-Versammlung einberufen werden. Das Thema wird die Familie damit noch länger beschäftigen.