Konfetti gegen soziale Zwänge

Das Lumpenpack überzeugt in der Kufa mit Schwung, Leichtigkeit und intelligentem Witz.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Im Stadtwaldhaus wurden mit einem brillanten Auftritt die Newcomer ,Das Lumpenpack’ als künftige Stars der Kabarettszene geboren“, schrieb die WZ vor knapp zwei Jahren anlässlich der Verleihung des Nachwuchspreises der begehrten „Krefelder Krähe“. Max Kennel und Jonas Meyer als „Indiana Jonas“ lösten diese Vorschusslorbeeren am Donnerstagabend in der ausverkauften Kulturfabrik in vollem Umfang ein. Das kongeniale Duo überzeugte einmal mehr mit spitzbübischem Charme und überbordender Spielfreude.

Das Lumpenpack über sich selbst

Das Erfolgsrezept: ein musikalisches Potpourri aus geistreicher Unterhaltung. Die Arbeitsteilung wird schon im Auftaktsong klar: „Wir sind zwei, allein zu nichts nutze und zu zweit eine Band, einer (Max) spielt Klampfe und der andere (Jonas) tanzt.“ Der Schalk sitzt ihnen stets im Nacken: „Wir sind wie Modern Talking — nur mit besseren Texten.“ Erstaunlich, wie locker und unverkrampft die beiden Mitzwanziger die Bühne beherrschen. Ihre gute Laune wirkt nie aufgesetzt und die Besucher spüren, dass den beiden Spaß macht, was sie tun.

Ihr Programm nennen sie eine Steil-geh-Tour. Trotz ihres jungen Alters stellen sie fest, dass sie Gefahr laufen, bald dem Establishment anzugehören. Man bringt zu Partys keinen Alkohol mehr mit — sondern Salat oder Guacamole. Gefahren, denen man nur mit einem Steil-geh-Tag begegnen könne. Es gelte, jede Gelegenheit zu nutzen und das Beste aus jedem Tag zu machen. So übt das Lumpenpack kabarettistisch-musikalischen Widerstand gegen bürgerliche Marotten - mit Anekdoten, Tiergeschichten und Gedichten.

Als Waffe gegen alle, die nicht verstehen wollen oder in Gleichmut verharren, überzieht Jonas alles mit Konfetti, was sich als Spießer outet. Vor allem das Wohnen auf dem Dorf spießen sie auf, kennen sie es doch aus eigener Erfahrung. Das Leben dort sei wunderbar, vorausgesetzt man sei katholisch, hetero und weiß.

Eine Besucherin erzählt, aus einem Ort mit 23 Einwohnern zu stammen, der keinen Namen habe. Es gibt nicht viele auswärtige Komiker, die das mit „New-Krefeld, Oppum-2“ kontern können, garniert mit dem Song „Ich bin der Don des Dorfs, der Kaiser des Kaffs“. Das Publikum hat seinen Spaß und geizt nicht mit Applaus.

Nicht verheimlichen können die beiden vom Lumpenpack ihre Poetry-Slam-Vergangenheit, wie Gitarrist Max Kennel mit einem Solo beweist. Indiana Jonas überzeugt mit grotesk-komischen Vierzeilern in Limerick-Art. Zum Auftakt des Abends hatten sich die Kabarettisten etwas Besonderes ausgedacht und brachten Jason Bartsch als Ein-Mann-Band mit. „Erst mit Vorband fühlen wir uns als richtige Band.“ Bartsch überzeugte als Talent mit ebenso schrägen Texten wie Tanzeinlagen.