Propagandashow Krefelder AKP-Anhänger fahren am Samstag nach Oberhausen

DiTiB-Gemeinden halten sich raus, Fatih Camii-Vorstand bekennt sich zu deutschem Rechtsstaat.

Krefeld. Am Samstag steigt die Propagandashow des türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim in Oberhausen. Auch aus Krefeld werden Busse starten, besetzt mit Erdogan-Anhängern, organisiert vom AKP-Ableger UETD. Ab Sprödentalplatz soll es morgens losgehen.

Yildirim wird Werbung machen für das neue Präsidialsystem in der Türkei, das die Macht Erdogans dramatisch ausbauen soll. Die Krefelder DiTib-Gemeinden halten sich aus der Organisation heraus, sie stellen es ihren Mitgliedern frei, selbst zu entscheiden. Krefelds türkische Gemeinde ist politisch gespalten, auch Mitglieder der Fatih Camii Moschee werden im Bus sitzen. Sie träumen von einer starken, unabhängigen Türkei. Andere bleiben zuhause, weil Erdogan in ihren Augen ein Unrechtsregime darstellt.

Der WZ erzählen sie davon, offen über genau diese Frage sprechen möchte allerdings niemand. Es herrscht große Unruhe. „Die Situation ist derart verworren und kompliziert, das fordert unsere Community sehr, viele sind schlicht überfordert“, versucht Kamuran Sezer eine Erklärung. Der Mann ist Soziologe.

Und er steht für die Pläne und gemeinsam mit seinem Bruder Erdinc auch für die Geschicke der Fatih Cami Moschee. Der gesamte Vorstand bekennt sich im Gespräch mit der WZ eindeutig zum deutschen Grundgesetz. „Wir leben hier und glauben an die Regeln des Rechtsstaats.“ Heißt: „Wenn Imame diese Basis, die uns Deutschland bietet, missbraucht haben, muss das entsprechend geahndet werden.“ Aber auch hier gelte mit Blick auf die Gemeindemitglieder: „Wir sind keine homogene Gruppe. Es gibt auch Mitglieder, die halten die Razzien für überzogen.“

Sezer geht sogar noch weiter: „Versetzen Sie sich doch bitte mal in unsere Lage. Wir leisten hier seit Jahrzehnten ehrenamtliche Arbeit, mit allen, auch internen, Widerständen, die dazugehören. Und dann wird klar, dass es offenbar Imame gibt, die das Vertrauen missbrauchen. Das macht ein sehr mulmiges Gefühl und die schwierige Situation nicht einfacher.“ Darum komme der Moschee-Gemeinde eine große Verantwortung zu. „Wir diskutieren hier viel, offen und hart. Aber mit dem gegenseitigen Respekt, den jeder Mensch verdient.“

Eine Abkopplung der DiTiB vom türkischen Präsidialamt, glaubt Sezer, würde nichts bringen. „Das ist ja keine einfache Mitgliedschaft, da hängt viel mehr dran, auch Identität. Wir setzen hier lieber weiterhin auf Aufklärung und Kontrolle, dass Regeln eingehalten werden.“ mip