Neues Südstadt-Quartier Das wird Krefelds größte Moschee

Das Areal an der Ecke Gladbacher Straße/Deutscher Ring soll ein neues Südstadt-Quartier für alle Krefelder sein. Mit Läden, Bibliothek, Café und Anbindung an die neue Promenade. Die Gemeinde plant eine Aufklärungskampagne.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die kleine DiTiB-Moschee an der Saumstraße platzt aus allen Nähten. Jugend-, Eltern- und Frauengruppen, Senioren-Treff, längst kommen auch afrikanische Geflüchtete muslimischen Glaubens. Lassen sich beraten, gucken Fußball. Seit zweieinhalb Jahren plant die Fatih Camii-Gemeinde einen Moscheebau, der Krefelds Stadtbild verändern wird. „K 127“ nennen sie das fünf Millionen Euro teure Projekt, das in seiner Bedeutung für Krefeld mit der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh zu vergleichen sein soll. In der WZ stellen die Macher erstmals die Pläne rund um das Areal an der Ecke Gladbacher Straße/Deutscher Ring vor.

„Es gibt in diesen Tagen keinen guten Zeitpunkt, unsere Pläne an die Öffentlichkeit zu tragen“, sagt Diplom-Sozialwissenschaftler Kamuran Sezer. Zu groß ist die Unruhe innerhalb der türkischen Gemeinde Krefelds, zu argwöhnisch wird der Islam in Deutschland betrachtet. Deshalb setzt die Fatih Camii auf volle Transparenz, hat eine Aufklärungskampagne konzipiert, mit der sie in der Krefelder Bevölkerung für ihr Projekt werben und vielleicht sogar ein bisschen begeistern möchte. „Denn hier entsteht ein sozio-ökonomisches Epizentrum für die Südstadt“, meint Sezer, der wie alle Beteiligten ehrenamtlich diese ambitionierten Pläne verfolgt. „Wir wollen die Krefelder Stadtgesellschaft dazu einladen, es mit Leben zu füllen.“

Die gestalterische Planung dafür hat Architekt Nihat Bilgic erarbeitet, nachdem die Gemeinde das 2500 Quadratmeter große Gelände von der Deutschen Bahn beziehungsweise der Stadt Krefeld erworben hatte. Kosten bislang: knapp eine halbe Million Euro. Längs der Gladbacher Straße sieht das neue Quartier ein Begegnungszentrum vor. Mit Konferenzräumen und Platz für die Gruppenarbeit, aber eben auch mit einem öffentlichen Bistro für alle Krefelder. Außerdem soll es dort so genannte „Onkel Mehmet“-Läden geben. „Das Pendant zu Tante Emma“, sagt Sezer. „Es werden wohl Lebensmittel-Angebote.“ Weiterhin geplant: eine Bibliothek mit Werken der Theologie, Philosophie und zur Südstadt-Historie.

Die Moschee selbst soll am Deutschen Ring entstehen, mit großem Sakralraum und Kuppelbau, ein stilles Minarett von 38 Metern Höhe ist geplant. Insgesamt soll das Ensemble modern wirken und transparent. „Ich habe bewusst viel Glas und hohe Fenster gewählt“, erklärt Architekt Bilgic, „insbesondere das Begegnungszentrum erhält eine offene Glasfront. Wir planen mit Naturstein, hochwertigem Putz, Zink-Kuppeldach und Lochfassade.“ Der Platz zwischen den Gebäuden ist als Aufenthaltsort und Treffpunkt für Krefelder in der Südstadt gedacht. Dahinter soll eine Anbindung an die Fahrradpromenade bis zur Stadtterrasse entstehen.

Insgesamt ist die Planung auf Nachhaltigkeit ausgelegt. „Unsere Gemeindemitglieder, zurzeit sind es etwa 300, werden auch nicht jünger, weshalb wir das gesamte Gelände barrierefrei gestalten wollen“, erklärt Bilgic. „Dazu wird es eine Tiefgarage geben. Wir bauen ein KfW-Effizienzhaus mit Solarthermie-Anlage und Wärme-Rückgewinnung.“

Ein Riesenprojekt, das sensibel kommuniziert sein möchte. Kamuran Sezer hat eine Kampagne entwickelt, „deren Stufe Null die Veröffentlichung in der WZ ist. Es ist ein Objekt im Herzen Krefelds und wir wollen vermitteln, was es für das Quartier Südstadt bedeuten kann, wenn die Bevölkerung es annimmt und nutzt.“ Neben der Homepage k127.de auf Deutsch, Arabisch, Türkisch und Englisch soll es eine Social Media-Offensive und einen Blog geben. Derzeit werden sogenannte Scouts ausgebildet, die an Infopoints in der Stadt den Bürgern das Projekt näher bringen sollen. „Und kritische Fragen zu DiTib und Islam beantworten, wir müssen ins Gespräch kommen.“

Der Bauvorbescheid ist eingereicht, jetzt wartet die Gemeinde auf die Entscheidung der Stadt. Dann will sie loslegen. Fünf Millionen Euro Gesamtkosten sind viel Holz. „Wir bekommen nichts vom türkischen Staat, um Vorurteilen vorzubeugen. Wir sammeln beim kleinen Mann genauso wie beim Mittelstand und großen Firmen. Bei jedem, der dieses neue Quartier für eine gute Sache hält.“ Sezer betont, dass rund um das Projekt auch Arbeitsplätze entstehen.