Kontakte knüpfen im Café Sarah

Ein Begegnungsort für Flüchtlinge, Einwanderer und Deutsche. Bis zu 120 Menschen treffen sich regelmäßig im Bischof-Sträter-Haus.

Foto: Dirk Jochmann

Etwa 80 bis 120 Gäste empfängt Anorte Hof regelmäßig zusammen mit ihrem Team im Café Sarah. Seit drei Jahren zieht es Einwanderer wie Flüchtlinge in die Räume im Bischof-Sträter-Haus. Der Name Sarah geht auf ein junges Flüchtlingskind zurück, welches der Initiator und Sozialpädagoge Joachim Watzlawik in seiner Klasse hatte. Sie kam anfangs immer mit ihrem Vater vorbei.

Heute ist aus dem Café Sarah längst ein Begegnungsort für viele Menschen geworden. Seit einem Jahr steht das Café unter dem Dach des Flüchtlingsrates. Es kommen Familien und Einzelgänger, auch Leute aus dem Viertel in der südwestlichen Innenstadt. Das Team um Anorte Hof zählt 25 Mitarbeiter. Auch fünf Flüchtlinge arbeiten selbst in der Betreuung mit. Dabei geht es in erster Linie um den Alltag. Kontakte knüpfen, Sprache lernen, auch die Schrift, um sich in Deutschland besser verständigen zu können.

Die Gesellschaft Anderer zu genießen, gehört auch dazu. „Es gibt verschiedene Tische bei uns. Zum Beispiel Häkel-Tische, wo auch junge Männer mitmachen. Einen Kinder-Tisch, wo gebastelt wird oder an Ostern Eier gefärbt werden“, erzählt Hof. Man merkt schon: Die Flüchtlinge und Einwanderer sollen bei der Gelegenheit auch mit der deutschen Kultur in Berührung kommen. Anorte Hof hat selbst eine Migrationsgeschichte, wenn auch eine deutsche. Ihre Mutter floh im Zweiten Weltkrieg aus Königsberg. Sie sagt: „Wir feiern hier Feste aus allen Kulturen, ob kurdisch, Ramadan, Fastenbrechen. Bei uns kommt aber auch der Nikolaus. Und an Karneval verkleiden sich auch die Erwachsenen unter den Flüchtlingen.“

Unter den Geflohenen aus Arabien und dem Nahen Osten sind auch Christen. Es geht dann um die kleinen Dinge des Alltags, die für Menschen aus fremden Ländern aber eine große Dimension darstellen: Wie fülle ich Formulare aus. Wie beschwert man sich über zu hohe Stromrechnungen? Längst seien es bekannte Gesichter, die sich im Café Sarah einfinden. „Es kommen auch mal Neue, aber es sind viele Bekannte hier. Schwangere, Babys, junge Männer, die oft alleine kommen oder Familien.“ Einmal im Monat spielt der Krefelder Musiker Gerd Rieger dort seine Lieder. Hof ist es wichtig, dass der Treffpunkt keine geschlossene Gesellschaft ist: „Wir wollen uns hier vermischen. Wir sind ein offenes Café“, sagt sie.