Größte Demo der jüngeren Krefelder Geschichte Mehr als 12 000 Krefelder setzen ein deutliches Zeichen gegen Rassismus

Krefeld · Hohe Beteiligung an der Demo „Krefeld verteidigt rote Linie der Demokratie“ trotz nasskaltem Wetter. Die Polizei erhöht ihre Einschätzung im Laufe der Veranstaltung von zunächst 7500 auf 10.000 und dann 12.000 Teilnehmer.

Rappelvoll war der Platz der Wiedervereinigung, von wo aus die Demonstration startete.

Foto: Dirk Jochmann

Es liegt etwas in der Luft an diesem nasskalten Samstagmittag. Etwas, das sich nur schwer mit Worten beschreiben lässt. Etwas, das viele Krefelder in den Bann zieht. Auf dem Weg den Ostwall entlang hin zum Hauptbahnhof wird es immer deutlicher: Hier, mitten in der Stadt, wächst gerade etwas, das auch der fiese Nieselregen nicht aufhalten kann: Widerstand gegen rechtes Gedankengut. Nach ersten Schätzungen der Polizei versammeln sich 7500 Teilnehmer, um friedlich ein Zeichen gegen rechtsradikale Ideen, Rassismus und Ausgrenzung zu setzen. Später werden die Beamten auf 12 000 Teilnehmer erhöhen.

Aus allen Richtungen versammeln sich die Krefelder auf dem Platz der Wiedervereinigung, der schon bald rappelvoll ist, sodass die Menschen auf der von der Polizei gesperrten Ritterstraße stehen, wo die Worte der Redner trotz ihrer Eindringlichkeit kaum zu verstehen sind. Allerdings: Kommt es an diesem Tag überhaupt auf die Worte an, die auf der Bühne gesprochen werden oder ist nicht der lange Demonstrationszug mit all den verschiedenen Menschen selbst das stärkste Signal?

Die Demonstration – hier der Anfang des Zuges – stand unter dem Motto „Krefeld verteidigt rote Linie der Demokratie! – #WirSindDieBrandmauwer“.

Foto: Dirk Jochmann

Menschen jeden Alters treffen sich auf dem Platz der Wiedervereinigung. Vom Baby bis zum Senior, von der Kirche über die Parteien bis hin zu Gewerkschaften und Vereinen ist alles dabei. Viele der Teilnehmer haben kreative Banner und Transparente gebastelt, die auch dem Regen standhalten. Ein kleines Mädchen trägt ein Schild mit der Aufschrift „Klein, aber widerstandsfähig“ um den Hals, auf anderen Schildern sind Sätze wie „Extrem wählen, löst keine Sorgen, sondern schafft neue“, „Kein Eis für Nazis“, „Krefeld bleibt bunt“ und „Schaut hin, steht auf, werdet laut“ zu lesen. Auffällig sind die vielen unterschiedlich formulierten Aussagen, die Augen nicht zu verschließen, jetzt eher Taten statt Worte sprechen zu lassen oder anders, den Worten auch Taten folgen zu lassen.

Vor dem Sprödentalplatz verlassen viele die Demo

Auch Oberbürgermeister Frank Meyer betont in seiner kurzen, aber durchaus emotionsgeladenen Rede, dass es nicht ausreiche, nur einmal aufzustehen. Er sei stolz, dass sich so viele Menschen versammelt haben. Aber auch nach der Demo müsse man weiter für die Demokratie kämpfen. „Wir werden von der schweigenden Mehrheit zu der lauten Massenbewegung in ganz Deutschland“, ruft er von der Bühne und erntet dafür großen Applaus.

Den erhält auch Thomas Basalla, Vorsitzender des Verberger Schützenvereins. Er weist in seiner Rede darauf hin, dass das Schützenwesen nicht vom Schießen, sondern vom Schützen komme. „Das tun wir alle heute hier. Wir schützen und stützen die Demokratie, egal welcher Herkunft und welcher Religion. Wir wollen alle in Frieden und Demokratie leben.“ Nach seinen Worten setzt sich der Demonstrationszug in Bewegung, kommt aufgrund der hohen Teilnehmerzahl jedoch nur langsam in Bewegung. Vom Platz der Wiedervereinigung geht es über Ritterstraße, Neue Ritterstraße, Dießemer Bruch und Sprödentalstraße zum Sprödentalplatz, wo einige schon gar nicht mehr an der Abschlusskundgebung teilnehmen. Dort aber verkünden die Organisatoren unter dem Jubel der Anwesenden, dass rund 12 000 Menschen an der Demo unter dem Titel „Krefeld verteidigt rote Linie der Demokratie. Wir sind die Brandmauer“ teilgenommen haben.

Demo gegen rechts in Krefeld 03.02.2024​: Die Fotos des Protests
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Demo gegen rechts in Krefeld: Die Bilder des Protests

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Foto: dpa/Roberto Pfeil

Die Polizei zieht eine positive Bilanz. Es habe keine besonderen Vorkommnisse gegeben. Was wohl auch an den zahlreichen Ordnern liegt, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Und an dem 13-köpfigen Team der Johanniter, das von einer „entspannten Veranstaltung“ spricht.