Krefeld 2025: „Die Innenstadt blüht auf“
Wenn Stadtplaner Martin Linne an Krefeld im Jahr 2025 denkt, gerät er ins Schwärmen. Die Aussichten seien bestens.
Krefeld 2025. In Krefeld ein Hotelzimmer zu kriegen, ist im Jahr 2025 schwierig geworden. Als attraktivste Kultur- und Einkaufsstadt am Linken Niederrhein zieht sie jährlich Hunderttausende von Besuchern an. Bei Stadtplanern gilt sie als Vorbild für innerstädtische Reaktivierung. „Die Initialzündung ist die Eröffnung des ehemaligen Horten-Hauses im Jahr 2014 und die Ansiedlung von P & C an der Friedrichstraße“, fabuliert Planungsdezernent Martin Linne für die WZ-Serie 2025. An der Zeitreise hat er sichtlich Vergnügen.
„Krefeld gilt als Musterbeispiel für Wohnen, Einkaufen und Arbeiten in der Innenstadt und verfügt über eine Sogwirkung für weitere Investoren und Hauseigentümer, die sich bei der Modernisierung ihrer Häuser an den Architekturvorbildern von P & C und der Volksbank am Dionysiusplatz orientieren.“
Während andere Städte auf zentrale Einkaufszentren gesetzt haben, ist Krefeld zielstrebig den anderen Weg gegangen und baut die gesamte Innenstadt zu einem Einkaufs- und Gastronomieerlebnis um. „Feinstaub ist 2025 kein Thema mehr“, sagt Linne. Unter der Motorhaube der Autos sitzen Verbrennungsmotoren, die mit Gas betrieben werden. Dank Soundgeneratoren sind sie von Fußgängern zu hören.
Inklusion ist längst nicht mehr nur ein pädagogischer Ansatz für die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund und Kindern mit Handicap in gemeinsamen Schulen. „In 13 Jahren sind Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger in der Innenstadt gleichberechtigt und alle Gesellschaftsteile, gleich welchen Alters, Geschlechts oder Herkunft, nehmen am Leben teil.“ Linnes Szenario: „Die Aufenthaltsqualität innerhalb der vier Wälle ist gestiegen, wir haben viele Plätze, der Ostwall hat den Charakter des klassischen Verkehrsraums verloren, ohne Mobilität einzubüßen — da seit 2015 in verkehrsberuhigten Zonen nur noch 20 Stundenkilometer erlaubt sind.“
Dass diese Symbiose funktioniert, zeigte schon 2012 der Blick nach Duisburg, Linnes einstiger Wirkungsstätte. Die Umgestaltung des dortigen Theaterplatzes mit Citypalais, Spielcasino, Forum und einer anscheinend schwebenden Rasenfläche zu einem einladenden Aufenthaltsort ist ein Volltreffer gewesen. Fußgänger tummeln sich dort, wo noch vor wenigen Jahren 15 000 Autos täglich kreuzten. Inzwischen ist für sie Schritttempo angesagt. Geschadet hat es nicht.
Auch Krefeld muss sich bis 2025 verändert haben. „Innovationen entstehen durch einen begründeten Regelbruch“, philosophiert der kreative Stadtplaner. Wer immer nur Angst hat, was falsch zu machen, verpasst den ersten Schritt — und verharrt im Stillstand. Was das für die Entwicklung der Innenstadt heißen könnte, wird deutlich beim Seidenweberhaus.
„Das hat es tatsächlich vor dem Jahr 2020 dahingerafft, ohne dass die Krefelder auf seine Funktion verzichten mussten.“ Zum Ostwall hin ist vor Linnes geistigem Auge nahe Mediothek und Theater ein kleines, aber feines kulturelles Zentrum mit Hotelbetrieb entstanden. Mit der Folge, dass die Achse zu König- und Friedrichstraße frei und das Eingangstor in die Innenstadt ist. P & C hatte darauf gedrungen, den Haupteingang an die Ecke Friedrich-/St.-Anton-Straße zu legen.
„Der Knaller aber ist 2017 die Eröffnung des Stadtbades an der Neusser Straße gewesen, mit den 100 Jahre alten Villeroy & Boch-Fliesen, die strahlen wie gerade verlegt“, schwärmt Linne. Darin finden sich Handel, Wellness und Gesundheit. Gewohnt wird drumherum. Der Stadtplaner lebt 2025 in einem der klassizistischen, sanierten Häuser der Süd-West-City — fußnah zum Büro.
Wie diese Veränderung zustande kam? Linne: „Weil es uns gelungen ist, aus Wutbürgern Mutbürger zu machen.“ 2025 sind die Bürger vom Planungsbeginn an mit eingebunden. Doch der Dezernent ist sicher: „Mitbestimmen heißt nicht entscheiden, das macht auch in 13 Jahren weiterhin die Politik.“