Krefeld bereitet sich auf Balkan-Flüchtlinge vor

Die neue Visafreiheit der EU hat die Einreise für Menschen aus Serbien und Albanien erleichtert. Es werden jetzt Unterkünfte gesucht.

Krefeld. Die fünf Krefelder Asyl-Übergangsheime bieten Platz für 493 Menschen — doch seit neue Einreisebestimmungen der Europäischen Union für Flüchtlinge aus Balkanstaaten gelten, sucht die Stadt nach weiteren Unterbringungen.

Aus gutem Grund: Im vierten Quartal des vergangenen Jahres stieg in Krefeld die Zahl der Asylbewerber aus diesen Staaten von 34 auf 124 an. Sie stammen unter anderem aus Serbien, Montenegro und Mazedonien — für diese Länder gilt seit Dezember 2009 die Visafreiheit. Seitdem die EU im Dezember 2010 die Regelung auf Serbien/Montenegro und Albanien ausgeweitet hat, dürfen Flüchtlinge auch aus diesen Ländern ohne Visum nach Deutschland einreisen.

Viele der Asylbewerber haben bereits früher in Deutschland gelebt, stellen sogenannte Asylfolgeanträge. Wie das Ausländeramt in Krefeld bestätigt, stammen viele der Rückkehrer aus Serbien und Mazedonien. „Es handelte sich in einer Vielzahl von Fällen um Antragsteller, die sich als Kinder mit ihren Eltern in Deutschland aufgehalten haben und jetzt selbst eine Familie gegründet haben“, teilt das Amt auf WZ-Anfrage mit.

Für die Stadtverwaltung ist das eine Herausforderung, denn sie ist dafür verantwortlich, dass die Flüchtlinge in jedem Fall eine Unterkunft finden. Bereits im Oktober ließ die Bezirksregierung Arnsberg, zuständig für die Flüchtlingszuweisung in NRW, die Stadt Krefeld wissen, dass sie sich auf einen Anstieg der Flüchtlingszahlen vorbereiten muss.

Die Verwaltung nahm daraufhin „Gespräche mit Eigentümern von Wohnraum auf, um Unterbringungsmöglichkeiten zu erkunden“, wie es in einer Antwort auf eine Anfrage der SPD-Ratsfraktion vom 24. Januar heißt. Insgesamt 261 Personen lebten zum Stichtag 31. Dezember 2010 in den Krefelder Übergangsheimen, teilte die Verwaltung mit. Ende 2009 waren es noch 120 Personen gewesen.

„Im Moment sind die Zahlen stabil“, berichtet Stadtpressesprecherin Angelika Peters. Die Verwaltung ist aber mit einer Vorsorge-Strategie gut beraten, denn Neuankömmlinge werden sehr kurzfristig zugewiesen: Es bleiben nur maximal zehn Tage, um eine Bleibe für neue Asylbewerber zu organisieren.

Auch die Bezirksregierung Arnsberg kann keine genaue Prognose abgeben, wie viele Flüchtlinge in den kommenden Monaten nach Deutschland einreisen werden. „Wir rechnen aber eher mit einer weiteren Steigerung“, sagt Julia Bäuerlein, Sprecherin der Bezirksregierung.

Sorge um die Unterbringung der Balkan-Flüchtlinge in Krefeld macht sich Christoph Bönders von der Grünen-Ratsfraktion. Er kritisiert, dass die Stadt im Jahr 2009 die beiden Heime an der Neustraße geschlossen hat, obwohl die Folgen der neuen Visafreiheit bereits abzusehen waren.

Derzeit seien viele Roma in Krefeld von der Abschiebung bedroht, vermutet Bönders. „Das sind Leute, die zum Teil fließend Deutsch sprechen und in den Balkanstaaten selbst als Fremde gelten“, erklärt der Ratsherr die schwierige Situation der Folgeantragsteller.

Bönders will am Donnerstag im Integrationsausschuss das Thema erneut ansprechen. Für den Ratsherrn der Grünen steht fest, dass Krefeld schlecht vorbereitet ist: „Wenn die Bezirksregierung weiterhin viele neue Flüchtlinge nach Krefeld schickt, hat die Stadtverwaltung ein Problem.“