In Gefängniskrankenhaus verlegt Viele Fragen um Cinemaxx-Vorfall in Krefeld offen: Tatverdächtiger schweigt

Krefeld · Der mutmaßliche Cinemaxx-Brandstifter schweigt zu den Ereignissen in Krefeld vor einer Woche. Der Stadtverwaltung war das bestehende Risiko offenbar bewusst. Die Sicherheitsbehörden lassen einige Fragen offen. Ein Überblick.

Der mutmaßliche Brandstifter sorgte in Krefeld für einen Großeinsatz, glücklicherweise wurde niemand während der Eskalation verletzt.

Foto: dpa/Christoph Reichwein

Der mutmaßliche Kino-Brandstifter von Krefeld hat sich bisher nicht zu den Ereignissen geäußert. Das erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Krefeld unserer Redaktion am Donnerstagmorgen – eine Woche nach dem Abend der mutmaßlichen Brandstiftungen und der Schussabgabe der Polizei im Foyer des Cinemaxx-Kinos am Hauptbahnhof. Der verdächtige 38-Jährige wurde nach den Angaben der Staatsanwaltschaft am Mittwoch in ein Justizvollzugskrankenhaus verlegt. Der Zustand des in Krefeld lebenden Mannes (mit Pflicht zur regelmäßigen Verlängerung einer Duldung aufgrund unklarer Identität) mit iranischen Wurzeln sei stabil, so die Staatsanwaltschaft weiter.

Cinemaxx-Vorfall in Krefeld: Viele Fragen zu Maßnahmen kurz vor den Ereignissen offen

Viele Fragen unserer Redaktion, unter anderem zu einer zwei Tage vor dem Tatabend durchgeführten Befragung und zum näheren Ablauf vor der polizeilichen Schussabgabe im Foyer des Kinos ließ die Staatsanwaltschaft mit Verweis auf die andauernden Ermittlungen und den Schutz der Persönlichkeitsrechte des Beschuldigten zunächst offen.

Verdächtiger soll schon 2009 städtische Mitarbeiter in Krefeld bedroht haben – Sicherheitsdienst wurde 2024 nach Rückkehr verstärkt

Der Verdächtige soll schon 2009 im Sozialamt Mitarbeiter der Stadt bedroht haben und 2010 vom Landgericht zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt worden sein – unter anderem wegen Straftaten gegen damalige Mitarbeiter der Stadt. Nach 2014 habe er eine Duldung in Krefeld beantragt, sei dann aber in unbekannte Richtung verzogen. Nach zehn Jahren tauchte er 2024 im April wieder auf. Eine direkte Abschiebung war wegen der Identitätsklärung und fehlender Reisedokumente des Mannes nicht möglich. Nach der Rückkehr seien in Krefeld mehrere Sicherheitsmaßnahmen in Kraft getreten, heißt es in einer Antwort der Stadt. Sicherheitsdienste seien an verschiedenen Standorten verstärkt, Hausverbote erteilt worden. Es habe einen engmaschigen Austausch mit der Polizei gegeben. Unter anderem habe die Polizei die Sicherheit in der Ausländerbehörde geprüft.

Großeinsatz in Krefeld: Hier soll der Verdächtige gewütet haben
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Großeinsatz in Krefeld mit Polizeischüssen: Hier soll der Tatverdächtige gewütet haben

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Mutmaßlicher Kino-Brandstifter in Krefeld: Wie lief eine Befragung zwei Tage vor der Tat ab?

In der Folge soll es am 30. September eine Durchsuchung der Wohnung des Verdächtigen und am 8. Oktober – zwei Tage vor seiner mutmaßlichen Eskalation am 10. Oktober – eine Befragung gegeben haben. Fragen zum Ablauf und Ergebnis dieser Maßnahmen wurden mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen unbeantwortet gelassen, darunter die Frage, ob nach bisheriger Einschätzung die Durchsuchung und die Befragung einen negativen Einfluss auf den Tatverdächtigen gehabt haben könnten, einen möglichen Grund für die Eskalation darstellen könnte. Die Vorfälle vor dem 10. Oktober seien ebenfalls Teil der komplexen und vielschichtigen Ermittlungen, so die Staatsanwaltschaft.

Wie wurde die Polizei am Abend der Brandstiftungen in Krefeld auf den Verdächtigen aufmerksam?

Unklar blieb unter anderem zudem, wann und in welcher Form die Polizei auf den Verdächtigen aufmerksam wurde, nachdem er mutmaßlich seine Wohnung, ein Fahrzeug der Caritas-Drogenhilfe (beides Schwertstraße) und einen Bürobereich im Erdgeschoss der Agentur für Arbeit (Philadelphiastraße) in Brand gesetzt hatte. Der direkte Weg zum Kino würde an der Hansawache der Polizei vorbeiführen.Der Verdächtige war extra in Nähe zur Hansawache untergebracht worden, aus Gründen der Sicherheit, erklärte die Stadt Krefeld.

Weitere Details zur Verletzung des Verdächtigen und zur Anzahl der Schüsse blieben ebenfalls unbeantwortet. Die Schussabgabe der Polizei werde durch die Staatsanwaltschaft in Krefeld untersucht, hieß es weiter.

Inwieweit arbeiten die Behörden mit Ermittlern in Frankreich zusammen?

Im Eingangsbereich des Kinos wurde der 38-Jährige nach bisherigen Angaben der Sicherheitsbehörden durch Schusswaffengebrauch herbeieilender Polizeibeamter mutmaßlich an einer weiteren Brandstiftung gehindert und dabei schwerer, aber nicht lebensbedrohlich verletzt. Nach einer ersten Angabe der Polizei gegenüber unserer Redaktion kurze Zeit nach dem Einsatz wurden die Beamten im Bereich vor dem Kino auf den Verdächtigen aufmerksam.

Auch Fragen zu den weiteren Ermittlungen der Brandstiftungen, möglicher Zeugen oder Videoaufnahmen und einer möglichen Zusammenarbeit mit den Behörden in Frankreich blieben ohne Antwort.

Was sind „Ermittlungstaktische Gründe“?

Dass Presseanfragen, die sich auf laufende polizeiliche Ermittlungen beziehen, unbeantwortet bleiben, ist nicht ungewöhnlich. Oft wird dabei auch von „ermittlungstaktischen Gründen“ gesprochen. Darunter fällt unter anderem mögliches „Täterwissen“. „Das sind bestimmte Informationen zur Tat, die jemand nur dann haben kann, wenn er selbst der Täter ist“, erklärte Andreas Séché, Sprecher der Polizei in Krefeld unserer Redaktion. Mögliche Tatwaffen könnten beispielsweise dazu gehören. Wenn einem Verdächtigen bei einer Vernehmung etwa versehentlich herausrutscht, um welche Art von Waffe es sich gehandelt hat, kann das als Hinweis gewertet werden. Nicht aber, wen diese Information zuvor bereits veröffentlicht wurde. Auch mit Blick auf eine mögliche gerichtliche Verhandlung müssen die Behörden das abwägen. „Da wir nicht ausschließen können, dass die Beantwortung von Detailfragen die laufenden Ermittlungen gefährden könnte, können derzeit Einzelheiten zu den Ermittlungen nicht bekannt gegeben werden“, begründete Oberstaatsanwältin Anna Stelmaszczyk, Leiterin der Pressestelle der Staatsanwaltschaft Krefeld mit Blick auf die aktuellen Anfragen unserer Redaktion.

(pasch)