WZ-SERIE Azubistartpunkt.de Es gibt auch noch 2019 Chancen auf einen Ausbildungsvertrag
Krefeld · Auch wenn der Stichtag der 30. September gewesen ist: Wer noch nicht versorgt ist, könnte noch bis Dezember eine Lehre beginnen. Experten warnen davor, bis zum kommenden Jahr zu warten.
Mit einem Ausbildungsvertrag in der Tasche erleben tausende Jugendliche in der Region aktuell eine neue Lebensphase. Sie starten in eine Lehre während auf der anderen Seite zum Ende des Beratungsjahres mit dem Stichtag 30. September bei der Agentur für Arbeit Krefeld-Viersen noch 427, in Düsseldorf 439 und in Solingen/Wuppertal 364 unversorgte junge Leute gemeldet waren.
Wer noch keine Ausbildungsstelle gefunden hat, vielleicht noch nicht einmal eine Bewerbung geschrieben hat, sich unsicher ist, welcher berufliche Weg es werden soll, hat allerdings noch jede Chance. „Eigentlich muss er oder sie nur eines tun: Ganz schnell zur Berufsberatung kommen. Es gibt noch jede Menge Möglichkeiten“, sagt Edgar Lapp, Koordinator für den Übergang Schule-Beruf in der Berufsberatung der Agentur für Arbeit in Krefeld. Denn auch ein späterer Einstieg, wenn das Lehrjahr eigentlich schon begonnen hat, ist machbar. „Im Prinzip bis Ende des Jahres. Dann ist es für die Berufsschulen möglich, die Jugendlichen noch in den laufenden Unterricht zu integrieren“, erläutert Edgar Lapp.
Der Rat der Berufsberater an alle, die in diesem Jahr mit der Schule fertig geworden sind, eine Ausbildung machen möchten, aber noch nicht versorgt sind: Sie sollten auf keinen Fall bis zum kommenden Jahr warten. Sogar diejenigen, die im kommenden Jahr von der Schule abgehen, können beziehungsweise sollten sich schon jetzt bei der Berufsberatung melden. „Gerade im öffentlichen Dienst oder in größeren Unternehmen werden die Stellen zum Teil schon jetzt besetzt“, berichtet der Krefelder Agentur-Pressesprecher Michael Becker.
Von der Schule am besten direkt in die Lehrstelle
„Wer jetzt von der Schule kommt, hat die besten Chancen“, betont Sylvia Postorino, Teamleiterin in der Berufsberatung der Krefelder Arbeitsagentur. Jedes weitere Jahr aus der Schule ohne Ausbildung sieht in einer Bewerbung nicht gut aus. Arbeitgeber mutmaßen dann beispielsweise, dass mit einem Bewerber etwas nicht in Ordnung ist. Dabei ist die Erfahrung der Agentur-Mitarbeiter eine andere. Denn oft sind unter denen, die noch nichts gefunden haben, Schüler mit guten Abschlüssen, die aber zum Beispiel auf einen bestimmten Ausbildungsberuf fixiert sind. „Wenn man bei der Berufswahl ein kleines bisschen flexibel ist, dann ist einiges zu haben“, sagt Sylvia Postorino. „Es gibt Betriebe, die händeringend suchen“, ergänzt Edgar Lapp.
Ein Beispiel: Die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker ist sehr gefragt. „Alle wollen gerne einen Porsche tunen. Aber deswegen sind Stellen in diesem Bereich schwer zu bekommen. Wie wäre es dann mit dem Kfz-Elektriker oder Karosseriebauer?“, fragt Lapp. „Wenn es mit der Auswahl medizinische Fachangestellte nicht klappt, dann vielleicht zum Beispiel mit der zahnmedizinischen Fachangestellten?“, führt Postorino die Liste weiter. Es gebe Nischenberufe, die die wenigsten kennen, wie den Technischen Konfektionär, der textile Werkstoffe verarbeitet. Aber die Berufsberater der Arbeitsagenturen wissen alles über Zukunftschancen, Karrierewege und Verdienstmöglichkeiten.
Es sei ein Trugschluss, dass man mit einem Studium später immer mehr verdienen als in einer Ausbildung könne. „Viele denken auch, sie könnten im kaufmännischen Bereich leichter Karriere machen als in einem Handwerksberuf. Aber man kann im Handwerk mit dem Meister und möglichen Fortbildungen weit kommen“, sagt Postorino.
Berufswahltests können bei der Orientierung helfen
Bei welchen Stärken, Fähigkeiten und Neigungen, welche Ausbildung passend wäre, können Jugendliche in den Agenturen zum Beispiel durch einen Berufswahltest herausfinden. Es gibt auch zahlreiche Hilfen für junge Leute, die sich schon länger bewerben, aber nicht weiterkommen. Nach den Erfahrungen der Berufsberater gehört zu den häufigsten Gründen, warum Arbeitgeber abwinken, eine große Zahl an Fehltagen während der Schulzeit. Erst danach sind womöglich die Noten in Fächern schuld, die für die Arbeit in dem jeweiligen Beruf wichtig sind.
„Für schwächere Bewerber bieten wir zum Beispiel die Einstiegsqualifizierung“, berichtete Postorino. Das ist wie ein Langzeitpraktikum im Ausbildungsbetrieb. Es dauert sechs bis zwölf Monate und wird gefördert. Für die jungen Leute gibt es eine Aufwandsentschädigung, die der Arbeitgeber sogar noch bis zur Höhe des Lehrgeldes aufstocken kann. Egal, ob zukünftiger Azubi oder Chef glauben, dass es mit der Berufsschule nicht klappen könnte: Die Schüler können Ausbildungsbegleitende Hilfen (AbH) erhalten. Dann bekommen sie eine Art Stützunterricht bezahlt.
Eines versprechen die Experten: „Wer bis jetzt noch unversorgt ist und sich bei uns meldet, bekommt auf jeden Fall ein Angebot.“