Entscheidung getroffen Knappe Entscheidung im Rat: Ja zum Kessel-, Nein zum Seidenweberhaus
Krefeld · SPD, Grüne und OB Meyer setzen sich durch. Bis September sollen Fragen zum Investor geklärt werden.
Oberbürgermeister Frank Meyer merkte man die Erleichterung an, als der Stadtrat am Dienstagabend grünes Licht für die weitere Planung einer neuen Veranstaltungshalle am Kesselhaus gegeben hatte. Auch wenn der OB betonte, noch gebe es keinerlei endgültigen, die Stadt festlegenden Beschluss für das Projekt Kesselhaus, so liegt nun eine klare Grundsatzentscheidung dafür auf dem Tisch.
Nach einer erneut ausführlichen Generaldebatte und geheimer Abstimmung stand am Ende eine knappe Mehrheit für die Variante an der Girmesgath im Mies-van-der-Rohe-Business-Park. Der Antrag von SPD und Grünen, bei der weiteren Planung prinzipiell nur noch auf das Kesselhaus-Areal zu setzen, bekam bei 54 anwesenden Ratsmitgliedern 29 Ja- und 25 Nein-Stimmen. Der Gegenantrag von CDU, FDP, Freien Wählern und Ratsherrn Tahusoglu, die eine Lösung im Zentrum auf dem Theaterplatz (mit oder ohne Seidenweberhaus) als verbindliches Richtziel wollten, fiel dagegen durch: Nur 24 Ratsmitglieder folgten dem, 30 sagten Nein.
Auf Antrag der SPD wurde in beiden Fällen geheim abgestimmt, somit ist nicht klar, welche Partei wofür votiert hat. Aufgrund diverser Stellungnahmen im Vorfeld und der Redebeiträge im Rat ist die Tendenz freilich eindeutig. Für das Kesselhaus positionierten sich öffentlich neben SPD, Grünen und OB Meyer auch die AfD; gegen das Kesselhaus waren CDU, FDP, Linke, Freie Wähler und Einzelvertreter.
Die Ratsmehrheit beauftragte zugleich die Verwaltung, dem Rat bis zur Sitzung am 6. September die Zusammensetzung der Projektgesellschaft und gegebenenfalls weiterer zu klärender Punkte für die Umsetzung des Projektes Kesselhaus unter den beschriebenen Rahmenbedingungen mit der Saalhöhe von 12, 80 Meter vorzulegen.
Projektgesellschaft Kesselhaus muss sich neu sortieren
Zum Hintergrund: Wie berichtet, hat die Stadtspitze am Montagabend die nicht-öffentliche Vorlage zu den genaueren, auch finanziellen Modalitäten für die neue Veranstaltungshalle zurückgezogen. In einem Brief an alle Ratsmitglieder begründet dies Planungsdezernent Marcus Beyer damit, dass der Immobilienentwickler Kölbl Kruse aus Essen nicht mehr wie bisher bekannt als Investor zur Verfügung stehe. Vielmehr hätten Kölbl Kruse und Reiner Leendertz, der Geschäftsführer des Van-der-Rohe-Campus, ihrerseits per Brief angekündigt, dass eine neue Projektgesellschaft zu gründen sei, falls der Rat das Projekt Kesselhaus positiv bescheide. In der Gesellschaft wären dann Marcus Kruse und Leendertz gleichberechtigte Teilhaber. Kruse habe bislang federführend bei Kölbl Kruse am Projekt gearbeitet, seine wesentlichen Mitarbeiter würden mit in die neue Projektgesellschaft gehen. Beide Partner versichern in dem der WZ vorliegenden Schreiben an die Stadt, dass eine Risikoverlagerung zuungunsten der Stadt dabei nicht stattfinde.
Der Beigeordnete Beyer teilt in seinem Schreiben an den Rat mit, dieser Sachverhalt sei neu und bedürfe einer inhaltlichen und juristischen Prüfung. Ganz kurzfristig, also bis zur Ratssitzung am Dienstag, habe sie nicht erfolgen können. Spätestens bis zur Ratssitzung im September werde es aber eine neue Beschlussvorlage für die Gremien der Stadt geben.
Die Aussprache eröffnet hatte für die CDU Fraktionschef Philibert Reuters. Er sagte, durch das bevorstehende Aus für Kaufhof und Primark brauche die Innenstadt mehr denn je die Veranstaltungshalle. Zugleich warnte er vor finanziellen Risiken am Kesselhaus und auch davor, dass die Stadt die Halle selbst betreiben wolle: „Das ist sehr mutig.“ Sein SPD-Kollege Benedikt Winzen erinnerte daran, dass auch die CDU 2018 den Abriss des Seidenweberhauses mitbeschlossen habe – aus guten Gründen, denn damit sei auch nichts vernünftiges mehr zu machen. Nach 23 Jahren Debatte um eine Veranstaltungshalle sei es allerhöchste Zeit, nun endlich voranzu-kommen und die „große Chance Kesselhaus“ zu nutzen. Leidenschaftlich fürs Kesselhaus warb Thorsten Hansen (Grüne) („Sie hat Atmosphähre, Ambiente, Krefeld könnte stolz darauf sein“), das „elendige Seidenweberhaus“ dagegen sei „der Mühlstein am Hals der Innenstadt“.
Joachim Heitmann (FDP) kritisierte, dass die Stadt keine echten Markterkundungsverfahren durchgeführt habe und nur auf das Kesselhaus setze. Andreas Drabben (Freie Wähler) hob die „Belebung der Innenstadt“ als Argument für eine Lösung am Theaterplatz hervor; Cakir Basri (Linke) präferierte das Seidenweberhaus wegen der „besseren ÖPNV-Anbindung“, sein Abriss sei nicht nachhaltig. Martin Vincentz (AfD) war trotz Bedenken für das Kesselhaus, es könne Krefeld „besser nach vorne bringen“. Meinung S. 26