Engpass Keine Plätze mehr für junge Geflüchtete

Krefeld · Die Stadt arbeitet mit Brückenlösungen. Auch Sammelunterkünfte werden in Betracht gezogen.

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden in Krefeld in Hotels betreut, bis ein Platz in einer Jugendhilfeeinrichtung gefunden wird.

Foto: dpa/Uli Deck

Die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter stellt die Stadt Krefeld derzeit vor große Probleme. Die Situation sei angespannt, da es nicht genügend Fachkräfte gibt, berichtete Stadtdirektor Markus Schön in dieser Woche im Jugendhilfeausschuss.  Schon allgemein sei die Unterbringung Geflüchteter schwierig, aber für die Jugendhilfe noch mal besonders herausfordernd, so Schön.

Die Unterbringung minderjähriger Geflüchteter sei bereits im Jahr 2022 zunehmend schwieriger geworden, bestätigt eine Sprecherin der Stadt. Die in den Jahren 2015 bis 2017 speziell geschaffenen Angebote seien nach der Flüchtlingskrise flächendeckend wieder zurückgefahren worden. „Diese können jetzt nicht wieder aufgebaut werden, weil nicht genügend qualifiziertes Personal für die Eröffnung neuer Gruppen gefunden werden kann.“ Derzeit gebe es keine speziellen Plätze für unbegleitete junge Geflüchtete in Krefeld. Die Stadt sei unter anderem Vertragspartner der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe in Kaarst, die auch Inobhutnahmeplätze anbietet. Aber diese seien bereits seit Monaten voll belegt.

Seit Ende 2022 habe der Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung daher sogenannte Brückenlösungen eingerichtet. Das heißt: Es werden Appartements in Hotels angemietet, und die Jugendlichen werden dort tagsüber pädagogisch betreut, bis ein Platz in einer Jugendhilfeeinrichtung gefunden werden kann. In den Krefelder Brückenlösungen stehen derzeit 19 Plätze zur Verfügung. Weitere Angebote sind in der Umsetzung. „Etwa seit Juli 2023 ist allerdings eine deutliche Dynamik im Anstieg der Zuweisungen zu verzeichnen. Die Quote für Krefeld steigt nahezu täglich an“, sagt die Stadtsprecherin. Die unbegleiteten Jugendlichen in Krefeld seien alle zwischen zwölf und 20 Jahre alt, die meisten von ihnen zwischen 15 und 17 Jahre (65 Prozent). Rund ein Drittel von ihnen stammt aus Afghanistan, ein weiteres Drittel aus Syrien. Die übrigen kommen aus 18 unterschiedlichen Nationen.

„Das ist ein sehr ernstes Thema,  die Situation ist sehr angespannt“, stellt auch Markus Schön klar. Am 4. Oktober will sich die Verwaltung mit den Trägern der stationären Einrichtungen zusammensetzen, um mögliche Lösungen zu finden. Denn die Stadt ist gesetzlich verpflichtet, die ihnen zugewiesenen Kinder und Jugendlichen unterzubringen und zu versorgen. Die Brückenlösungen sollen dazu gegebenenfalls so weit wie möglich ausgebaut werden. „Sammelunterkünfte sind hierbei nicht wünschenswert, müssten aber in Betracht gezogen werden, wenn alle sonstigen Möglichkeiten ausgeschöpft sind“, so die Stadtsprecherin. Dies sei derzeit noch nicht Fall, „aufgrund der bundesweiten Entwicklung ist dieses Szenario aber immer zu berücksichtigen“.