Personennahverkehr Pendler müssen länger auf neue Station warten

Wichtige Antworten zu den Bauverzögerungen bei der Deutschen Bahn in Düsseldorf und den Folgen für Krefeld.

Aus dem bisherigen S-Bahnhof im Düsseldorfer Stadtteil Bilk wird ein Regionalhalt mit einem zusätzlichen Bahnsteig – allerdings nicht mehr in diesem Jahr.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Was ist in Düsseldorf passiert beziehungsweise was passiert eben nicht? Zum Fahrplanwechsel Ende Dezember 2020 sollte eigentlich der Regionalhalt am S-Bahnhof im Stadtteil Bilk eröffnet werden. Reisende hätten dort dann direkt in die Züge des Regionalverkehrs einsteigen können, ohne Umwege über den Düsseldorfer Hauptbahnhof. Doch die Pendler aus und in Richtung Dortmund und Venlo müssen sich weiter gedulden. Die Deutsche Bahn (DB) teilte nun überraschend mit, dass sich die Inbetriebnahme des Regionalhaltes „voraussichtlich um mindestens zwölf Monate verschieben“ werde. Der Grund: Pannen bei der Planung.

Warum ist die Strecke für Krefeld interessant oder wichtig? Bisher sehen Nutzer des Niers-Express, wenn sie von Krefeld nach Düsseldorf fahren, durchs Fenster schon ihr Ziel in der Landeshauptstadt oder die U-Bahn, mit der man zügig an selbiges käme. Doch der Niers-Express rollt immer weiter bis zum Düsseldorfer Hauptbahnhof. Von dort muss man dann mit Bus und Bahn wieder in den südlichen Teil der Stadt aufbrechen. Dass sich diese Lage für viele Pendler bald verbessert, ist das Ziel der erwähnten Bauarbeiten. Der Bahnhof im Stadtteil Bilk wird zum Regionalhalt ausgebaut. Dort entsteht ein zweiter Bahnsteig, an dem dann Züge wie der Niers-Express stoppen. „Die Maßnahme ist eine gute Nachricht für alle Pendler“, hatte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst beim Start der Arbeiten gesagt.

Im Moment fahren die Züge der Nordwestbahn eine große Kurve durch halb Düsseldorf. Sie halten in Meerbusch-Osterrath und danach erst wieder an der Endstation. Der Düsseldorfer Hafen und Bilk sind Teil der Landschaft, aber nicht des Fahrplans. Dabei hat Bilk im Nahverkehrsnetz der Landeshauptstadt inzwischen eine Schlüsselposition inne. Schon lange fahren über diese Station die Bahnen und Busse zur Universität. Inzwischen ist durch den neuen U-Bahn-Tunnel auch in die Gegenrichtung mehr möglich. Vier Linien queren von dort die südliche Innenstadt und sind schnell im Zentrum.

Von den neuen Möglichkeiten profitieren auch die Krefelder, die nicht mehr bis zum Hauptbahnhof sitzen bleiben müssen. Durch den Halt werde für das Düsseldorfer Umland die Reisezeit nach Bilk um zehn Minuten verkürzt, heißt es bei Bahn und Land. Man hoffe, so mehr Menschen zum Umsteigen auf Bus und Bahn zu bewegen, sagte Verkehrsminister Wüst.

Das Düsseldorfer Rathaus hatte viele Jahre auf den Ausbau gedrängt, um ihn mit der Eröffnung der U-Bahn zu verbinden. Die Deutsche Bahn hatte lange erkennbar kein großes Interesse, deshalb werden am Ende zwischen Tunnel-Freigabe und Regionalhalt-Vollendung mehr als fünf Jahre liegen.

Welche Arbeit sind in Düsseldorf geplant? Bislang halten in dem Düsseldorfer Stadtteil ausschließlich S-Bahnen. Der Bahnsteig ist für einen Regionalzug nicht geeignet – unter anderem, weil diese Züge länger sind, als S-Bahnen und damit auch der Bahnsteig. Der neue soll 215 Meter lang werden, 102 Meter davon werden überdacht. Schon jetzt gibt es etwa 10 700 Ein- und Aussteiger am Tag an diesem Haltepunkt. Die Bahn geht davon aus, dass es mit dem neuen Bahnsteig rund 21 000 am Tag werden.

Für die Anwohner der Strecke bedeutet der Regionalhalt keine zusätzliche Belastung. Die Zahl der Züge, die vorbeikommen, bleibt gleich, sie stoppen nun eben einmal mehr. Außerdem ist eine Lärmschutzwand von 805 Metern geplant.

Was sind die Ursachen für die beschriebene Verzögerung? Die Bahn spricht dabei von „teilweise fehlerhafter Planung, die nicht im Verantwortungsbereich der DB“ liege. So seien von einem externen Unternehmen „unter anderem die Betonfundamente nicht ausreichend dimensioniert“ worden. Zusätzlich habe es „diverse Mängel bei statischen Planungen“ beispielsweise für die Oberleitungsmasten gegeben. In der Folge mussten deshalb auch die elektrotechnischen Planungen korrigiert werden.

Nähere Angaben zu dem externen Dienstleister der Deutschen Bahn wollte Dirk Helfert (DB Netz) nicht machen, da es sich um ein „schwebendes Verfahren“ handele. Die fehlerhafte Planung sei bei der Deutschen Bahn intern erst am Ende des Planungsprozesses aufgefallen. Das externe Unternehmen habe nun die Planungen überarbeitet. Das habe mehrere Monate Zeit gekostet.

Welche Folgen hat das? Für den Bau des neuen Bahnsteiges in Bilk müssen jedoch laut Stefanie Wenig (DB Netz) lange im voraus Sperrpausen des Zugverkehrs beantragt werden. Dies sei nach den Verzögerungen für dieses Jahr nicht mehr möglich. Der Bauablauf müsse zeitlich nach hinten verschoben werden. Wie der genau aussehen wird, müsse laut Dirk Helfert mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und dem Land abgestimmt werden.

Der Bilker S-Bahnhof könne nicht einfach für die Verlegung der Gleise, Weichen und den Bahnsteigbau gesperrt werden. Für die „hochbelastete Strecke“ über den Rhein sei es nur schwer, Pausen für die Bauarbeiten zu finden. Schließlich werde sie auch für den Bahnverkehr gebraucht, der für den Bau der RRX-Trasse umgeleitet werden müsse.

Wie wirkt sich das auf die Kosten aus? Insgesamt investieren das Land NRW, die Stadt Düsseldorf und die Deutsche Bahn mehr als 40 Millionen Euro in den Neubau des Bahnsteigs und die Infrastruktur. Durch die Verzögerung sei sicherlich ein Schaden entstanden. Beziffern kann die DB Netz die Mehrkosten aktuell noch nicht.

Verlängert sich durch die Verzögerungen auch die Sperrung der Strecke zwischen Düsseldorf und Neuss, die auch die Krefelder Pendler betrifft? Die seit Dezember geltenden Einschränkungen auf der Strecke zwischen Düsseldorf und Neuss werden wie geplant bis zum 20. April gelten. Bis dahin sind die Fernbahngleise gesperrt, der Zugverkehr wird auf die beiden S-Bahngleise verlegt. Auch für Mai und Juni werden die S-Bahnen an insgesamt 35 Tagen nicht zwischen 9 und 15 Uhr fahren. Dann werden die Oberleitungsmasten aufgestellt.

Abgeschlossen ist in diesem Bereich laut Deutscher Bahn inzwischen die Kampfmittelsuche auf einer Fläche von rund 24 500 Quadratmetern. Gebaut werden dort zurzeit die beiden Regenrückhaltebecken. Die Sperrung der Strecke seit Dezember sei darüber hinaus genutzt worden, Schienen in diesem Bereich zu warten oder auszutauschen.