Krefelder Partnerstädte Uljanowsk — wo Lenin einst zu Hause war

Krefeld · Serie Die WZ stellt die sehenswerten Seiten der Krefelder Partnerstädte vor. Diesmal geht die Reise nach Russland an die Wolga.

Eine russisch-orthodoxe Holzkirche in Uljanowsk.

Foto: Igor Willimowski

Ihrem bekanntesten Sohn verdankt die russische Stadt den heutige Namen: Uljanowsk ist nach dem Revolutionsführer Wladimir Iljitsch Uljanow benannt, den die ganze Welt als Lenin kennt. Bis 1924 hieß die 600 000-Einwohner-Metropole an der Wolga noch Simbirsk. Sie liegt knapp 700 Kilometer westlich von Moskau und ist seit 1993 Partnerstadt von Krefeld.

Gut zu wissen: Anreise,
Wetter und mehr

Allgemeines: Simbirsk, also das heutige Uljanowsk, ist 1648 gegründet worden. Unter dem russischen Zaren wurde hier eine Festung zur Sicherung der östlichen Grenzen errichtet. Diese wehrte erfolgreich einen Bauernaufstand unter Stenka Rasin ab. Den Status als Stadt erhielt Simbirsk erst 1796. Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sie sich dank ihrer günstigen Lage an der Wolga zur wichtigen Handelsmetropole. Simbirsk kam zu Reichtum, was bis heute an einigen eindrucksvollen Gebäuden aus jenen Jahren abzulesen ist. Die Mehrzahl der Architektur wird allerdings von Betonbauten aus sowjetischer Zeit geprägt. In Uljamowsk gibt es auch ein Auto- und ein Flugzeugwerk (bekannt für das riesige Transportflugzeug Antonow An-124).

Partnerschaft: Die Städtepartnerschaft zu Krefeld ist am 19. Mai 1993 besiegelt worden. Die Kontakte werden nach Auskunft der Stadtverwaltung unter anderem durch die deutsch-russische Gesellschaft, die Stadtwerke Krefeld AG, das Helios Klinikum sowie kirchliche und soziale Verbände gepflegt. Mehrfach war der Chor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Maria – sie wurde 1777 gegründet – aus Uljanowsk zu Auftritten in Krefeld. Laut Auskunft von Ingo Willimowski von der Russische Orthodoxe Kirchengemeinde Krefeld denkt auch diese über eine Belebung der Kontakte nach.

Entfernung: Die Entfernung ist gewaltig: Luftlinie liegt Uljanowsk 2788 Kilometer von Krefeld entfernt. Die Fahrstrecke mit dem Auto beträgt aber mehr als 3240 Kilometer. Wie sehen die Alternativen aus? Mit dem Flugzeug ab Düsseldorf ist die Anreise via Moskau mit Aeroflot möglich. Das dauert zwischen 8.30 und 15.30 Stunden. Wer’s mit dem Zug probieren möchte, muss wie bei der Autofahrt etwas Abenteuerlust besitzen: Über Berlin, Warschau und Moskau ist man mehr als zwei Tage unterwegs. Die bequemste Art, Uljanowsk zu erreichen, ist das Schiff: Etliche Anbieter von Flusskreuzfahrten auf der Wolga legen eine Zwischenstation dort ein.

Wetter: Das Klima in der Region Uljanowsk ist mäßig kontinental. Es gibt echte russische Winter mit Schnee und Frost sowie heiße Sommer mit 30 Grad über Null. Der kälteste Monat mit nächtlichen Durchschnittstemperaturen von 15,5 Grad unter Null (tagsüber: minus 7,1) ist der Februar. Im Juli steigen die Temperaturen auf bis zu 25,5 Grad im Durchschnitt. Dann fällt aber auch der meiste Niederschlag (87 Millimeter). Die meisten Regentage (zehn) gibt es im Juni. Besonders trocken ist der März mit fünf Regentagen.

Best of: Die zehn wichtigsten
Sehenswürdigkeiten

1. Wolga: Uljanowsk liegt an der Wolga. Der längste und wasserreichste Fluss Europas ist im Bereich der Stadt gestaut. An der schmalsten Stelle, die eine alte Brücke überquert, ist er drei Kilometer breit – an der breitesten Stelle sind es rund 40 Kilometer.

2. Präsidenten-Brücke: Die neue Präsidentenbrücke über die Wolga entstand zwischen 1988 und 2009. Die lange Bauzeit ist darauf zurückzuführen, dass nach dem Zusammenfall der Sowjetunion das Interesse an einem Weiterbau erlosch. Präsident Putin persönlich soll es zu verdanken sein, dass die lange brach liegende Baustelle schließlich weitergeführt wurde. Das doppelstöckige Bauwerk ist fast sechs Kilometer lang.

3. Lenin-Geburtshaus: Der berühmte Revolutionär kam in Simbirsk zur Welt. Ab 1869 wohnte die Familie Uljanows an der damaligen Streletzkaja Straße.

4. Lenin Memorial: Die Gebäude des Lenin Memorials wurden 1970 zum 100. Geburtstag von Lenin gebaut. Der weitläufige Komplex aus Beton und weißem Marmor umschließt auch das ehemalige Wohnhaus von Lenin. In dem Komplex befinden sich Museum (über 70 Prozent der Exponate sind Originale) Vorlesungssäle und eine Konzerthalle. Zu Zeiten der Sowjetunion war dies ein Pilgerort, dessen weitere Stationen Moskau und Leningrad waren. Der Museumskomplex gibt auch eine Vorstellung davon, wie das alte Simbirsk aussah.

5. Christi-Himmelfahrts-Kathedrale: Die grellblaue Christi-Himmelfahrt-Kathedrale im Barockstil sieht alt aus, ist aber eine der jüngsten Kirchen des Landes. Sie wurde 2014 fertiggestellt. Die neue Kathedrale (Uljanowsk ist Bischofssitz) baute man aufgrund von Fotos der originalen Christi-Himmelfahrt-Kathedrale, die 1935 abgerissen worden war. Als Zwischenlösung war in den 1990er Jahren die Allerheiligen-Holzkirche errichtet worden, die auch nach dem Bau der Kathedrale erhalten geblieben ist.

6. Gebietskunstmuseum: Im Gebietskunstmuseum von Uljanowsk werden Gegenstände gezeigt, die die Kultur der Wolga-Region erzählen. Es befindet sich in einem historischen Gebäude, dem ehemaligen Wohnhaus des Schriftstellers Iwan Gontscharow.

7. Museum für Geschichte der zivilen Luftfahrt: Das Museum gilt als eines der größten Luftfahrtmuseen in Russland. Tausend Flugzeuge und Hubschrauber, zivil und militärisch genutzt, werden gezeigt. Darunter das berühmte Überschall-Verkehrsflugzeug Tupolev Tu-144, das russische Gegenstück zur Concorde.

8. Auferstehungs-Kathedrale: Die St.-Hermann-Auferstehungs-Kathedrale ist die einzige erhalten gebliebene Kirche des alten Simbirsk. In der Sowjetzeit wurde allerdings ihr Turm abgerissen, das Gebäude selbst wurde zum Stadtarchiv.

9. Boulevard Noxy Wenetz: Der Boulevard befindet sich auf einem Berg und gilt als der schönste in Uljanowsk. Er bietet schöne Aussichten auf die Wolga und auf den Berg, auf dem die Stadtgeschichte durch den Bau einer Festung einst anfing. Auch eine Seilbahn führt hinauf.

10. Simbirsker Verhaulinie: Hinter diesem merkwürdigen Namen verbergen sich Reste von Verteidigungsbauten aus dem 17. Jahrhundert. Sie reichten einst bis zum Ural. Elemente dieser Bauten wurden erst im Jahr 2000 vor einem Wohnhaus entdeckt. Zu sehen sind unter anderem ein Erdwall und ein nachgebauter Wachturm.

Hier kann man wohnen

Hotels in Uljanowsk sind günstig: So kostet der Aufenthalt im Hilton Garden Inn (Vier Sterne) ab 62 Euro die Nacht. Im Venets (drei Sterne) sind es nur 23 Euro. Das Hotel Imperial Club Deluxe (fünf Sterne) ist für 163 Euro/Nacht zu bekommen. Der Durchschnittspreis im Drei-Sterne-Haus liegt bei 30 Euro die Nacht.

Fettnäpfchen vermeiden

Mit dem Auto anreisen: Die Fahrstrecke mit dem Auto nach Uljanowsk beträgt mehr als 3240 Kilometer. Mehrere Tage müsste man für diese gewaltige Entfernung mit dem Auto kalkulieren. Und dabei eine gute Portion Abenteuerlust mitbringen. Denn Autobahnen nach deutschem Muster sollte in den Weiten Russlands niemand erwarten.

Keine Fastenkur: Wer nach Uljanowsk reist, sollte laufende Fastenkuren unterbrechen. Denn in der Region wird gut und vor allem schwer gegessen. Auf dem Speiseplan stehen unter anderem gefüllte Teigtaschen (russ. Piroschki) und Pfannkuchen (Bliny). In der Wolga-Stadt sollte man zudem Fischsuppe (Ucha) probieren.

Nach der WM fragen: 2018 war die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Was Deutsche sicher ebenso gerne verdrängen möchten wie die Einwohner von Uljanowsk. Die Stadt wurde nämlich bei der Auswahl der Spielorte übergangen. Nur als Trainingsstätte war sie gut genug.