Ostern ohne Kirchbesuch Was Kontaktsperren mit Ostern zu tun haben

Krefeld · Jugendseelsorger Christoph von der Beek erklärt im Interview, welche Bedeutung die Feiertage nun haben können. Und wie er mit Musik Menschen erreicht.

Christoph von der Beek ist Pastoralreferent sowie Jugend- und Schulseelsorger. In Krefeld betreut er die Jugendkirche in der Region Krefeld. Außerdem ist er passionierter Musiker.

Foto: Ja/Andreas Bischof

Christoph von der Beek ist Jugendseelsorger, Schulseelsorger an der Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule, betreut seit Jahren das Projekt Jugendkirche in der Region Krefeld für das Bistum Aachen und ist Musiker. In Zeiten von Kontaktsperren spielt er jeden Tag ein Lied und stellt es online. „Live und vorbei“ nennt er das. Was es damit auf sich hat und welche Bedeutung die Ostertage jetzt haben können, erklärt er im Interview.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise für Sie persönlich?

Christoph von der Beek: Da ich Jugend- und Schulseelsorger bin und ganz viel unmittelbar mit Gruppen arbeite, ruht im Grunde vieles in meiner Arbeit, seitdem auch die Schulen geschlossen sind. Wir haben ein Podcast-Projekt jetzt über Videokonferenzen gemacht — das geht, aber eine Videokonferenz ist kein Ersatz für eine Runde, wo man wirklich zusammen sitzt.

Um was geht es aktuell?

Von der Beek: Was wir jetzt mit den Jugendlichen machen. Die kamen und sagten: Können wir nicht was zu den Kar- und Ostertagen machen? Dann haben wir überlegt, ja, wir machen drei Podcasts. Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern, wo wir drei kleine Gottesdienste machen, wo wir die Bibelgeschichten knapp erzählen, wo wir Gedanken und Texte von uns einbringen, wie es uns damit geht. Weil wir festgestellt haben, dass gerade die Kar- und Ostertage im Augenblick eine ganz große Ähnlichkeit mit unserer derzeitigen Situation haben.

Zu Ihrer Musik: Was ist die Idee hinter „live und vorbei“?

Von der Beek: Als diese Kontaktsperren kamen, gab es Musiker, die haben so Facebook-, Instagram-Wohnzimmer-Konzerte gegeben. Live gestreamt, Handy hingestellt, Musik gemacht. Dann habe ich überlegt, das kann ich nicht, das mache ich nicht. Aber jeden Tag ein Lied live einzuspielen, dann zu bearbeiten und dann an meinen Verteiler zu verschicken für die, die es wollen — das probiere ich jetzt mal. Im Grunde: Mit einem Lied, einen Durchatmer, einmal Luft holen, einmal berühren, einmal erreichen, einmal den Kopf frei kriegen, für drei für vier Minuten, das war die Idee.

Und das ist improvisiert?

Von der Beek: Nee, das sind keine Lieder, die ich extra dafür schreibe, sondern welche, die ich über die Jahre geschrieben habe, seit ich 16, 17 bin. Musik ist meins. Das ist mein Ausdrucksmittel. Mein Seelennahrungsmittel. Und als nun das öffentliche Leben ruhte, habe ich gedacht, kann ich über meine Musik etwas beitragen? Und danach suche ich jeden Tag eines meiner Lieder, von dem ich denke, dass passt heute und spiele das live ein und tue so, als wenn das jetzt ein Live-Konzert wäre. Mit einem kleinen Mikrofon, mal mit der Gitarre, mal mit dem Flügel.

Der erste Eindruck ist, dass es Ruhe ausstrahlt — welche Rückmeldungen haben Sie bekommen?

Von der Beek: Ich kriege fast täglich Rückmeldungen von Menschen, die sagen: „Dankeschön, tut gut, mach’ unbedingt weiter. Ich warte da jeden Tag drauf, ich setze mich ganz bewusst hin und höre das.“ Und das ist quer durch alle Altersgruppen. Und das motiviert mich dann, auch schon drei Wochen durchzuhalten.

Wie sieht das aus, wenn Sie aufnehmen?

Von der Beek: Ich sitze im Wohnzimmer, weil das auch der größte Raum ist, da steht auch der Flügel. Wenn ich das mit der Gitarre mache, setze ich mich wirklich ans Fenster. Setze mich dann hin, baue das Mikrofon auf, mache die Tür zu, sage der Familie: ,Ich nehme jetzt eben auf, damit die nicht überall laut Musik hören oder sonstwas machen.’ Und die Welt ist einen Moment draußen, und je länger ich das mache, desto mehr kann ich mich selbst in das Lied, in die Musik fallen lassen. Und dann tut es mir auch gut.

Haben Sie einen Rat für Menschen, die nicht mit der Familie Ostern feiern können?

Von der Beek: (Atmet tief ein und aus): Ich tue mich immer so schwer mit Ratschlägen, die Menschen sind so verschieden... Ich habe seit längerem das Gefühl, wir haben diese Karfreitag-Situation. Dieses nichts geht mehr, das Leben ist tot. Wir sind quasi im Grab, wir sind hinter dem Stein. Und was kommt jetzt, wann geht dieser Stein auf, wann ist Auferstehung? Und das ist zwischendurch schwer auszuhalten, weil es länger als drei Tage dauert. Wir gehen nicht raus im Augenblick. Ich glaube aber, dieser Jesus sagt uns hinter den Mauern: Da ist Leben. Da ist Leben draußen und da ist Leben in Euch. Das kann ich ja keinem sagen, fühl das. Darum fällt mir so ein Rat so schwer. Ich merke, dass diese anderen Formen, in Kontakt zu stehen – Rückmeldungen, die sagen, mach’ das weiter mit der Musik – das tut mir gut, da ist der Stein weg. Das sind ganz kleine Dinge im Augenblick. Darum ist Rat geben ganz schwer. Das sind Sachen, die Menschen selbst entdecken, sehen oder spüren. Wenn es bei mir so ist, ist es bei einem anderen Menschen ganz anders. Vielleicht ist es bei anderen Menschen viel erzählenswerter als bei mir im Augenblick. Es ist irgendwie alles klein und leise dieses Jahr.

Die Lieder von Christoph von der Beek hier zu finden. Die Podcast-Gottesdienste der Jugendkirche werden auf  www.jugendkirche-krefeld.de und bei Instagram unter jugendkirche.krefeld veröffentlicht.