Krefelder Gastroszene Mit Torten und "Bierchen daheim" gegen die Krise
Krefeld · Gastro-Szene in Krefeld kämpft mit unterschiedlichen Mitteln um eine Zukunft nach Corona. Unterstützung gibt es von zwei Studenten.
Eigentlich wollten Kathrin Helbig und Anna Optenplatz vom Café Liesgen ihre Torten umweltfreundlich mit dem Lastenrad aus der City zum Kunden bringen. „Aber unser Angebot ist so super angenommen worden, da hätten wir für die vielen Bestellungen gar nicht genug Platz gehabt“, erzählt Inhaberin Helbig. So liefert ihre Geschäftspartnerin Anna Optenplatz die feinen Torten täglich mit dem Auto aus. „Da sind wir dann pragmatisch - immerhin geht es hier auch um unser wirtschaftliches Überleben“, sagt sie. Wie viele andere kleine Unternehmen trafen die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus die beiden Frauen hart. „Wir mussten uns überlegen, wie es weitergeht und dachten: Kuchen sind unser Aushängeschild, die im Lieferdienst anzubieten müsste gehen.“ Über Facebook und Instagram machten sie ihren Service bekannt, informierten über die Tortenauswahl. Zu normalen Öffnungszeiten verkaufen die Krefelderinnen fünf bis zehn Torten pro Tag. Für den Bringdienst starteten sie zunächst mit sieben. Deutlich zu wenig. Mittlerweile fertigen die Café-Betreiberinnen 25 der feinen Kuchen täglich.
Studenten helfen Gastronomen mit Spenden-Plattform
„Anfangs habe ich alleine gebacken, und Anna hat ausgeliefert - jetzt können wir sogar wieder vier Aushilfen beschäftigen, so dass wir dann hoffentlich auch keine Wünsche mehr ablehnen müssen“, sagt Helbig. Was ihr besonders Mut macht in diesen nicht einfachen Tagen? „Die Solidarität - auch unter Konkurrenten. Es wird Wissen geteilt“, antwortet sie und ergänzt: „Oder es gibt auch schon mal den Tipp, wo noch Mehl zu bekommen ist.“ Sie lacht. Große Freude macht den Liesgen-Chefinnen aber auch, dass sie Menschen glücklich machen können - indem sie ein Stück Nähe nach Hause liefern. „Wir haben schon einige Torten mit Grußkarten zum Geburtstag überbracht. Da gibt es viele kreative Ideen“, berichtet Kathrin Helbig. So wie die Betreiberinnen des Café Liesgen versuchen angesichts der Corona-Krise viele Gastronomen und Händler alternative Wege zu finden, um ihre Gäste und Kunden zu erreichen. Kreative Unterstützung bekommen sie dabei von zwei Design-Studenten der Hochschule Niederrhein.
Hendrik van Amstel und Lukas Prangen haben die Internetseite „Bierchen daheim“ ins Leben gerufen. Wer den Gastronomen in Krefeld in dieser schwierigen Zeit helfen möchte, kann dort ein „virtuelles Getränk“ bestellen. Für viele bekannte Treffpunkte wie Blauer Engel, Schlachthof oder Tannenhöhe können „Bierchen“ (3 Euro), „Soli-Weinchen“ (6 Euro) oder „Lokalrunde“ (20 Euro) erstanden werden. Dabei handelt es sich in der Regel um Spendenangebote ohne realen Gegenwert. Es geht also darum, das eigene Lieblingslokal zu unterstützen - ein reales Getränk gibt es nicht geliefert. Gastronomen haben aber die Möglichkeit, reale Gegenwerte wie Gutscheine anzubieten - bei der Kulturfabrik gibt es zum Beispiel für eine „Partystarter“-Spende für 20 Euro auch eine Freikarte für eine Party, wenn wieder geöffnet werden kann. Die Spendenbeträge werden per Paypal direkt an das jeweilige Lokal weitergeleitet.
„Wir verdienen da keinen Cent dran“, erklären die Initiatoren Hendrik van Amstel und Lukas Prangen. Sie wollen die Gastronomen unterstützen.