Nachgehakt Krefelder Tafel: Die Gäste wollen bezahlen

Die Krefelder Tafel versorgt rund 4000 Menschen wöchentlich mit Lebensmitteln — seit dem 1. Juli gegen einen Unkostenbeitrag.

Nachgehakt: Krefelder Tafel: Die Gäste wollen bezahlen
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Etwa 20 000 Euro minus pro Jahr zwangen den Vorsitzenden Hansgeorg Rehbein und seine Vorstandskollegen der Krefelder Tafel in diesem Jahr zum Handeln. Nach langer Diskussion müssen die Kunden der 1996 gegründeten Hilfsorganisation seit dem 1. Juli 20 Cent für ein Mittagessen zahlen und einen Euro für eines der wöchentlichen Lebensmittelpakete. „Unsere Gäste finden das in Ordnung“, sagt Rehbein in einer Art Zwischenbilanz. „Es gibt ihnen das Gefühl, keine Almosen anzunehmen.“

Geduldig und in einer Schlange warten die Gäste der Tafel auch am Freitag in Herz Jesu auf Einlass. „Keiner ist weggeblieben, seit der Beitrag erhoben wird“, sagt Rehbein, „an keiner Ausgabestelle.“

Im Innern des Gemeindezentrums an der Friedrich-Ebert-Straße sind die Tische hübsch gedeckt, Herzhaftes und Süßes stehen bereit. Direkt am Eingang steht ein kleiner Kassentisch. Manche Besucher, erzählt Rehbein, zahlten direkt zu Monatsbeginn die vier Euro. „So stellen sie sicher, dass sie wenigstens eine warme Mahlzeit am Tag haben.“ Sie wüssten schließlich nicht, ob sie zur Monatsmitte noch Geld hätten.

Die Menschen zahlen jedoch nicht für die Lebensmittel. Die werden von Firmen, Supermärkten, Einzelhändlern oder von privat gespendet. Nur einmal, erinnert sich Rehbein, habe man einen Geber verloren „Da war bereitgestellte Ware nicht abgeliefert worden“, erläutert Rehbein, und ergänzt: „Zuverlässigkeit ist unabdingbar.“

Geld braucht der Verein, um Personal und Fahrzeuge zu finanzieren, erläutern Rehbein und seine Stellvertreterin Irmgard Hausmanns. Dafür griff man in den vergangenen Jahren auf eine großzügige Spende zurück, doch „die Summe schmilzt wie Schnee in der Sonne“, sagt Hansgeorg Rehbein: Deshalb gibt es seit Juli den Unkostenbeitrag, deshalb die Sammelbüchsen, die in 20 inhabergeführten Geschäften, beim Bäcker, Metzger, in der Apotheke oder in der Lotto-Annahmestelle neben der Kasse stehen. „Kleinvieh macht auch Mist“, sagt Irmgard Hausmanns.

Auch die Großen in Krefeld wie Edeka, Rewe, Real, Trinkgut und Tengelmann leisten einen Beitrag: Hier hängt eine Pfandbonsammelbox direkt am Leergutautomaten. Einmal in der Woche löst die Tafel die eingeworfenen Bons ein.

Es sind Aktionen wie diese, die die Versorgung der bedürftigen Menschen — Hartz IV-Empfänger, Rentner oder auch Flüchtlinge, die einen Asylantrag gestellt haben — mit Lebensmitteln sichern sollen — abseits der traditionell großen Spendenbereitschaft im November und Dezember.

Auch Flüchtlinge kommen. Größere Gruppen, sagt Rehbein, seien manchmal eine Herausforderung für die ehrenamtlichen Helfer der Tafel: „Wenn es zu viele sind, müssen sie warten. Aber Brot haben wir immer!“