Kresch-Theater: Mit Schiff, Charme und Pegel

Stück über eine Kreuzfahrt mit unerwarteter Wendung.

Krefeld. „MS Abbastanza“ steht links über dem Fenstergang. Die Wellen rauschen in den Ohren, die Bühne scheint sich zu bewegen. Dann tritt eine junge Frau auf: Im schwarzen Kostümchen mit dicken Klunkern an den Ohren und arrogantem Blick fachsimpelt sie über das Leben auf dem Wasser. „Wer hier glaubt, die Götter mit Gebeten zu bestechen, hat Homer entweder nicht gelesen oder ganz einfach nicht verstanden.“

Das Theaterstück „Karambolage“ des Kresch-Lehrerinnentheaters hat am Samstag in der Fabrik Heeder in der Inszenierung von Helmut Wenderoth Premiere gefeiert. In 60 Minuten erzählt das Stück die Geschichte einer Kreuzfahrt. Deren Teilnehmer stammen aus verschiedenen Ländern, sie können unterschiedlicher nicht sein und ähneln sich doch in ihrer Eitelkeit.

Wer erst einmal in das Stück hineingefunden hat, erfreut sich am Witz der Lebensgeschichten dieser Urlauber. In jeder Szene stellt sich eine Figur vor: Da gibt es zum Beispiel eine junge Osteuropäerin, die in der Nacht mit einer Flasche Wein ihrer Lebensmelancholie an Bord nachhängt. Mit Charme und Pegel erzählt die Darstellerin über die Suche nach der wahren Liebe, räkelt sich an der Reling und gibt letztendlich ein Liebeslied zum Besten.

Auch ein Dieb hat ein Ticket für die „MS Abbastanza“ gelöst. Wenn die Passagiere abends zum Tanz zusammenkommen, wickelt er die Damen mit Komplimenten um den Finger und beraubt sie dann ihrer Colliers. Wenn er seine Strategie auf der Bühne erläutert, tränen die Augen der Zuschauer vor Lachen.

Doch auf einmal, unerwartet und nur schwer für den Zuschauer nachvollziehbar, wendet sich das Geschehen auf der Bühne. Das Kreuzfahrtschiff kollidiert mit einem Flüchtlingsboot im Mittelmeer. Die afrikanischen Flüchtlinge sind nicht zu sehen, aber es wird viel von ihnen gesprochen: Die verwöhnten Passagiere werden still, sie scheinen sich für ihre nichtigen Probleme ausdruckslos zu schämen.

Das Stück endet sehr plötzlich, die Zuschauer bleiben nachdenklich zurück.