CDU-Affäre: Schittges schweigt
Die Christdemokraten sind wie in Schockstarre. Sie versuchen, den Schaden zu begrenzen.
Krefeld. Erleichtertes Aufatmen bei den Christdemokraten am Ende des Kreisparteitags am Samstag. „Es ist gut gelaufen“, sagt Ehrenvorsitzender Hansheinz Hauser. „Wir werden den neuen Vorstand mit aller Kraft unterstützen.“ Trotz des Blicks nach vorne ist der Versammlung die Schockstarre anzumerken. Die Nachricht, dass der Parteigeschäftsführer über Jahre insgesamt rund 90 000 Euro veruntreut hat, wirkt nach.
Es gibt weder konkrete Schuldzuweisungen noch Rechtfertigungen an diesem Samstagmorgen. Man bemüht sich um Schadensbegrenzung. Zwei Stunden sind für den Parteitag vorgesehen. Die CDU-Familie hält — wenigstens in der Öffentlichkeit — zusammen. Allein Marc Blondin als neuer Kreisvorsitzender findet offene Worte.
Knapp 300 Mitglieder sind im Saal des „Goldenen Hirschen“ zusammengekommen. Die CDU hat alles, was in ihren Reihen Rang und Namen in Kommune, Land und Bund hat und hatte, mobilisiert, um Geschlossenheit und Stärke zu demonstrieren. Der Wille, für komplette Aufklärung zu sorgen, wird mit Vehemenz betont.
Nur Winfried Schittges als ehemaliger Kreisvorsitzender, in dessen Amtszeit der Betrug stattfand, äußert sich an diesem Morgen — entgegen seiner Ankündigung — mit keinem Wort. Er hatte erklärt, Beweise liefern zu wollen, dass ihn keine Schuld treffe. Die Frage ist, ob er nach seinen Aussagen — die bei einigen Christdemokraten Kopfschütteln hervorrufen — nicht mehr will oder darf.
Der neue Kreisvorsitzende geht in die Offensive: „Wir sind aus aktuellem Anlass geschockt, getroffen und über die haarsträubenden Unregelmäßigkeiten maßlos verärgert“, sagt Marc Blondin. Die Handlungen des Geschäftsführers seien an Dreistigkeit nicht zu übertreffen, seine Vorgehensweise extrem undurchsichtig gewesen, damit habe keiner gerechnet.
„Weder wir noch unsere Vorgänger haben sie für möglich gehalten“, erklärt Blondin weiter. „Hinterher ist man immer schlauer, Nachkarten hilft nicht. Schatzmeisterin Anja Peters hat einen tollen Job gemacht. Wir haben Schritte unternommen, um uns möglichst rasch zivilrechtlich abzusichern.“
Ende Januar sei die Schuldanerkennungsunterlage unterzeichnet worden, aber bisher fehle jeglicher Zahlungseingang. „Ab sofort gibt es ein Sechs-Augen-Kontrollsystem und ein externes Steuerbüro wird hinzugezogen“, sagt der Vorsitzende. „Wir machen den personellen Neuanfang und gehen geschlossen in den Wahlkampf.“ Geschäftsführer Jürgen Schick sei kein Parteimitglied mehr.
Der Bericht der Schatzmeisterin verläuft ohne Auflistung der Zahlen, derjenige der Kassenprüfer fällt ebenso aus wie die Entlastung des Kreisvorstandes. „Wir werden die Zahlen noch weiter genau prüfen und vorlegen, wenn sie belegbar sind. Ich nenne keine Zahlen, hinter denen ich nicht stehe“, erklärt Anja Peters.