CDU-Unterschlagung: "Wir haben es mit einem ausgeklügelten System zu tun"
Der frühere Geschäftsführer Jürgen Schick soll über Jahre hinweg Belege manipuliert haben. Kreisvorstand schaltet die Staatsanwaltschaft ein.
Krefeld. Der neue und der ehemalige Parteivorsitzende der CDU, Marc Blondin und Winfried Schittges, sind erschüttert. Der frühere Geschäftsführer der Kreispartei, Jürgen Schick, soll jahrelang eine Vielzahl von Rechnungen und Überweisungen manipuliert und Inventar entwendet haben. Nach derzeitigen Erkenntnissen beläuft sich der finanzielle Schaden aus den Jahren von 2005 bis 2012 auf rund 90 000 Euro. Zusammen mit Schatzmeisterin Anja Peters haben sie gestern den schweren Fall von Untreue in den eigenen Reihen öffentlich gemacht. Die CDU Krefeld hat die Unterlagen am 31. Mai der Staatsanwaltschaft übergeben.
Blondin hat sich seinen Start eigentlich anders vorgestellt. Am 22. November des vergangenen Jahres war der Kreisvorstand neu gewählt worden, hatte der 40-jährige Politiker den Vorsitz von Schittges übernommen. Doch statt in den folgenden Wochen und Monaten über neue politische Ziele und die Strategie für die Bundestagswahl 2013 zu reden, haben Blondin und Anja Peters sich immer tiefer in die Bücher, Geschäftsberichte und Inventarlisten der Partei gearbeitet.
„Auslöser waren Unregelmäßigkeiten bei der Bestandsaufnahme“, erinnert sich Blondin. „Es fehlte Büro-Inventar.“ Aufgefallen war das zuvor Niemandem. Doch die beiden ahnten, dass dies erst der Anfang sein würde. „Jetzt drehen wir jeden Stein um und klären den Fall rückhaltlos auf“, lautete das gemeinsame Motto, „im Interesse der CDU, der Mitglieder und vor allem der Wähler“.
Aufgrund einer Vereinbarung mit der Landespartei hat die Krefelder CDU seit der Verabschiedung von Schick in den Ruhestand 2012 keinen eigenen Geschäftsführer mehr. Das bedeutete für die Ehrenamtler viel Prüfarbeit in der Freizeit. Anja Peters ist nicht nur die neue Schatzmeisterin, sondern auch Steuerfachwirtin. Sie hat sich letztlich durch knapp 35 Ordner mit Belegen gearbeitet.
„Das war sehr schwierig, weil wir es dabei mit einem sehr ausgeklügelten und undurchsichtigen System zu tun haben“, erklärt Peters. Immer wenn sie dachte, das Schema der Täuschung rausgefunden zu haben, entdeckte sie ein weiteres. Selbst der inzwischen hinzugezogene neutrale, auswärtige Steuerberater räumt ein: „Bei einer Routine-Buchhaltung wäre mir das selber auch nicht aufgefallen.“
Die Landespartei ist inzwischen informiert. Parteispenden seien nicht veruntreut worden, sagt Blondin. Die Einnahmen seien alle ordnungsgemäß verbucht. Auf die Frage an seinen Vorgänger, ob ihm denn niemals etwas aufgefallen sei, antwortet Schittges ausweichend. Er habe immer die zur Unterschrift vorgelegten Belege geprüft, aber ob er dabei etwas unterschrieben habe, werde die Staatsanwaltschaft jetzt untersuchen.
Die Vorwürfe gegen seine Person hat Jürgen Schick gegenüber der CDU längst eingeräumt. „Er hat eine notarielle Schuldanerkennungsurkunde unterzeichnet“, sagt Anja Peters. Auch im Gespräch mit der WZ bestätigt er diese und sagte zu: „Ich werde den Schaden wieder gut machen.“ Über seine Motive schweigt er hingegen.