Am Ende singt er sogar
Sasha liest vor 200 Zuschauern. Und gesteht, dass er Frauen mag, die seinen Bart gut finden.
Krefeld. Als Sänger hat Sasha in der Kulturfabrik nichts verloren. Die Halle ist für Deutschlands erfolgreichsten Popstar mindestens zwei Nummern zu klein. Wenn der westfälische Frauenschwarm jedoch in der ungewohnten Rolle als Vorleser auf der Bühne sitzt, passt die Kufa prima.
Etwa 200 Zuhörer erlebten am Aschermittwoch einen vergnüglichen Abend. Alles drehte sich um Ben Schröder. Der 30-Jährige ist Musiker mit Leib und Seele und die Hauptfigur des Romans "Unverarschbar". Bislang war Ben mit sich und der Welt ganz zufrieden. Aber nun geht alles schief: Die Freundin verlässt ihn, seine Band Servokings löst sich nach sieben gemeinsamen Jahren auf. Ben ist am Boden.
Sasha schlüpft in seine Rolle. Völlig unverkrampft trägt er den Text vor, verkörpert einen brotlosen Musiker, der sich lautstark über das Popbusiness beschwert, verpassten Liebschaften nachhängt und von den ganz großen Auftritten träumt. Sasha liest mit Martell Beigang, Autor von "Unverarschbar", in verteilten Rollen.
Dass dem Duo ein derart witziger Vortrag gelingt, überrascht. Denn wie Sasha ist auch Beigang in erster Linie Musiker, genauer gesagt: Schlagzeuger. Seinen bislang größten Erfolg erlebte er an der Seite Sashas, als der vor einigen Jahren mit Dick Brave & the Backbeats zeitweise zum Rocka-billy-Idol aufstieg.
Es versteht sich von selbst, dass ein Leseabend mit dieser Besetzung nicht ohne Musik bleiben darf. Beigang greift selbst in die Saiten, ihm zur Seite steht Tim Talent. Sie nennen sich Hallo Erde und schlagen ungewollt den Bogen zu Ben Schröder. Denn auch diese Band wirkt zwar sehr sympathisch, bleibt aber mit ihrem seltsamen Deutsch-Rock vermutlich für immer erfolglos.
Ausgesprochen launig wird der Abend während der Fragestunde. Eine Zuhörerin will von Sasha wissen, wann der seit neun Tagen sprießende Bart wieder abkommt. Das überwiegend weibliche Publikum quittiert die Frage mit johlender Zustimmung. "Ihr müsst wissen, dass ich auf Frauen stehe, die meinen Bart mögen", kokettiert Sasha, "und dass ich überall schön behaart bin."
Nach gut zwei Stunden findet der Leseabend sein Ende. Und nicht nur weil Sasha zum Schluss sogar noch singt, gehen alle mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach Hause.