Ausstellung: Eine Heimat für Abgründe

Roger Wardin bei Börgmann.

Krefeld. Fast glaubt man, sie zwischen den Bäumen zu erblicken oder in einer dunklen Ecke des Heuschobers. Die rätselhaften, abgründigen Figuren aus den Filmen von David Lynch fänden ihre perfekte Heimat in den Bildern von Roger Wardin, die ab heute in der Galerie Börgmann zu sehen sind.

Der Berliner Maler, bekennender Lynch-Fan, muss ein Seelenverwandter des Regie-Wunderlings sein: Plumpe Zitate oder gar Plagiate sind seine Bilder nicht, doch sie schaffen die gleiche morbide Atmosphäre, die Filme wie "Lost Highway" oder "Mulholland Drive" so einzigartig macht. In Öl auf Leinwand erzählen sie Geschichten, deren Kern unter der Oberfläche verborgen liegt, in Schemen und Ahnungen, in undurchdringlichem Dunkel oder gleißendem Licht.

Die Schauplätze kehren wieder wie Lynchs Motive: abbruchreife Häuser, ein leerer Pool, ein alter Wohnwagen, im Hintergrund die Umrisse blattloser Bäume, ein nachtschwarzer Himmel, manchmal voller seltsamer Lichtspiele. Seltener sind Menschen zu sehen, wie die gebückte Gestalt in Wardins Serie "Der Eingang", dessen Teile VII und VIII er nun zeigt. Sie könnte einem Horrorfilm entstammen - unklar bleibt, ob sie das letzte überlebende Opfer ist oder der kaltblütige Killer.

Aus dem Rahmen fallen drei Arbeiten: ein faszinierendes Porträt von Jörg Immendorf, der Wardins Lehrer war, und die ersten beiden Gehversuche im Genre der Skulptur, nicht annähernd so fesselnd wie die großformatigen Bilder. "Learn to Forget" (Lerne zu vergessen) hat der Maler die Ausstellung bei Börgmann genannt, auch das ein Rätsel, vielleicht ein Paradox. Denn vergessen lassen sich Wardins filmische Momentaufnahmen nicht. Ihre Wirkung hält lange an.

Galerie Börgmann, Südwall 55. Eröffnung heute, 20 Uhr. Di., 12- 15 Uhr, Mi.-Fr., 12-18 Uhr, Sa., 11-13 Uhr.