Ausstellung: Spott und Hohn in Bildern

Das Museum Burg Linn zeigt ab Sonntag eine Ausstellung des berühmten Karikaturisten Honoré Daumier.

Krefeld. In der WZ ist sie jeden Tag auf der Seite zwei zu finden. Die Karikatur setzt tagesaktuelles Geschehen pointiert in Bilder um.

Ihre Blütezeit erlebt die Zeitungskarikatur im 19. Jahrhundert, wo die zunehmende Industrialisierung eine größere Verbreitung des Mediums ermöglicht. Einer der berühmtesten Künstler auf dem Gebiet der Karikatur, ist Honoré Daumier (1808 -1879). Sein bevorzugtes Thema ist die Zeitung selbst.

Hans-Ulrich Nieter vom Europäischen Zeitungsmuseum in Krefeld hat rund sechzig Daumier-Karikaturen zu diesem Thema gesammelt. Sie bilden den Kern der Ausstellung, "Die Zeitung in der Künstlerkarikatur von Honoré Daumier", die am Sonntag, um 11 Uhr, im Museum Burg Linn eröffnet wird. Daumiers Werk selbst, umfasst mehr als 4000 Lithografien und 1000 Holzschnitte, aus denen für die Ausstellung eine Auswahl getroffen wurde.

Ergänzt wird die Schau von weiteren Druckgrafiken zum Thema Zeitung, die neben der Sammlung Nieters auch aus dem Deutschen Zeitungsmuseum im saarländischen Bad Wadgassen stammen. Die von beiden Museen ursprünglich zum 200. Geburtstag Daumiers konzipierte Ausstellung ist bereits an mehreren Orten im In-und Ausland gezeigt worden, Krefeld ist die achte Station. "Eine reine Bilderausstellung ist für uns eher ungewöhnlich", sagt Christoph Reichmann, Leiter des Museum Burg Linn.

Jedoch knüpft diese nahtlos an die Ausstellung "Erlebniswelt Zeitung" vor zehn Jahren an, die das 350-jährige Bestehen der Tageszeitung feierte. "Daumiers Talent wurde von den Ereignissen der Juli-Revolution gefördert," erzählt Nieter. Die politischen Umbrüche jener Zeit um 1830, boten viel Stoff für Karikaturen. Daumier arbeitete für die Blätter, "La Caricature" und "Le Charivari".

Mit der Technik der Lithografie konnten die Zeichnungen schnell und preiswert in die Texte gesetzt werden. Neben politischen Themen behandelte Daumier auch sozial- und gesellschaftskritische Themen. "Er hat allen Schichten den Spiegel vorgehalten" so Nieter. Das Zeitungswesen war da keine Ausnahme. Neben dem eleganten Schwung der Zeichnungen und der geschliffenen Satire begeistert die Zeitlosigkeit der Themen, die der Künstler hier aufgreift.

Ob die Problematik der Pressefreiheit, Sensationsgier der Leser oder die hartnäckige Umwerbung der Abonnenten, all das kennzeichnet bis heute das Zeitungswesen. Etwas befremdlich ist Daumiers Haltung gegenüber Zeitung lesenden Frauen. Es war eine Domäne der Männer und wenn Frauen sich dafür interessierten, waren sie auch dem Spott der Karikaturisten ausgeliefert. So gibt es in dieser Ausstellung viel Amüsantes zu entdecken.

Ein Begleitheft, das man während des Besuches ausleihen kann, erläutert die Bilder und übersetzt die französischen Originaltexte.