„Barbarei“ am Werk des Vaters im Kaiser-Wilhelm-Museum

Paul Alfred Kesseler übt scharfe Kritik am Entwurf des Treppenhauses. Der Museumschef warnt vor einer Debatte.

Krefeld. Eigentlich ist Paul Alfred Kesseler ein zurückhaltender älterer Herr. Lange hat er geschwiegen zu dem, was im Kaiser-Wilhelm-Museum mit dem Treppenhaus geschehen soll. Doch jetzt muss es raus. "Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil", sagt Kesseler, der bis 1997 Krefelds oberster Stadtplaner war. "Was der Architekt da geplant hat, ist ein Akt der Barbarei und des Banausentums."

Kesselers Vater hat das großzügige Treppenhaus des Museums Ende der sechziger Jahre gestaltet. Wie berichtet, soll die offene Eingangshalle nun im Zuge der Sanierung verschwinden. Der Architekt Winfried Brenne hat stattdessen ein wesentlich kleineres, vorgelagertes Treppenhaus vorgesehen. "Spießig" findet Kesseler diese Idee. "Das alte Treppenhaus hat sich gut bewährt, die Raumfolge ist zeitlos schön".

Der 76-Jährige, dessen Vater als Architekt auch das Eisstadion und den Wiederaufbau der Alten Kirche geplant hatte, hat an alle Fraktionen Briefe geschrieben, doch auch nach Monaten keine Antwort erhalten. "Ich bin enttäuscht", sagt er nur - und hofft, dass seine Einwände nun zumindest bei der anstehenden Neuplanung der Sanierung Berücksichtigung finden.

Vor einer solchen Debatte warnt Museumsdirektor Martin Hentschel eindringlich: "Als das letzte Mal über so etwas gestritten wurde, blieb das Museum sechs Jahre lang geschlossen."

Hentschel sieht das jetzige Treppenhaus deutlich kritischer: "Ich halte es für ästhetisch unzureichend." Der Entwurf von Winfried Brenne hingegen sei "technisch und ästhetisch auf höchstem Niveau", sagt Hentschel. Untere wie Obere Denkmalbehörde hätten keine Bedenken, das alte Treppenhaus abzureißen.

Der Raumgewinn durch die Verlagerung des Treppenhauses sei zwar nur gering, gibt Hentschel zu. "Aber für den Brandschutz ist sie die ideale Lösung." Alternativ müssten zwei riesige Abzugsröhren durch die Eingangshalle gezogen werden, Abschottungen wäre nötig. "Ästhetisch wäre das eine Horrorvision", betont Martin Hentschel.