Das Museum wird zum Trödelmarkt
Vor der Sanierung muss alles raus. Wer stöbert, findet sicher keinen Monet, aber jede Menge andere Schätze.
Krefeld. Der Monet ist nicht im Angebot. Auch sonst verscherbelt das Museum bei der Aktion „Alles muss raus!“ keine Kunstwerke — die Sammlung bleibt intakt. Dafür gibt es am Karlsplatz ab Freitagmittag fast alles andere, das gewöhnlich in einem Museum herumliegt. Direktor Martin Hentschel und seine Stellvertreterin Sylvia Martin bringen unters Volk, was sie beim Leerräumen des Hauses gefunden haben.
Das fängt an bei Christbaumkugeln, Spardosen und einer Kaffeemaschine. Und es reicht bis zu kostbaren Einzelstücken: prunkvolle Bilderrahmen, eine Marmorsäule, ein Gipskopf. „Der ist uns einfach vor die Füße gerollt“, sagt Sylvia Martin. Hinzu kommen Kataloge, Postkarten, Scheinwerfer, Möbel: Schreibtische, Schränke, sogar eine Kirchenbank. „Keiner weiß, wie sie hier gelandet ist“, sagt Hentschel.
Welche Herkunft und Geschichte die Stücke haben, erschließt sich oft erst aus Details. Ein kleiner Zettel hinten an einem Rahmen verrät, dass Jahrzehnte ein Bild von Yves Klein darin gehangen hat. „Die Aura hat sich bestimmt übertragen“, scherzt Museumspädagoge Thomas Janzen.
In einer anderen Ecke stehen schwarze Transportkisten, auf die mit Schablonen die Namen von Künstlern geschrieben wurden: Luther, Morris, Richter. „Diese Kisten hat Paul Wember Ende der 60er Jahre anfertigen lassen“, erzählt Sylvia Martin. „Er hat damit die kinetische Kunst der Sammlung auf Reisen geschickt.“
Irgendwo zwischen 50 Cent und 250 Euro sollen die Preise für Ramsch und Schätzchen liegen. Was nicht weg geht, landet im Container. Im leeren Museum übernehmen danach die Bauarbeiter das Kommando: 2013 ist Wiedereröffnung — als Museum, nicht als Kaufhaus.
Kaiser-Wilhelm-Museum: Freitag, 13-18 Uhr, Samstag, 11-16 Uhr.