Ebers-Stiftung: Große Kunst für Krefeld
Seit 1997 kauft die Ebers-Stiftung Werke für die Sammlung. Eine eindrucksvolle Ausstellung zieht nun Bilanz.
Krefeld. Man stelle sich vor, es gäbe sie nicht, die Mäzene und Stiftungen. Dann wäre die Sammlung der Krefelder Kunstmuseen eine Art eingefrorener Schatz. Frische Ware wäre in dieser Kühlkammer der Kunst nicht vorgesehen, denn 15 Jahre lang waren die Museen ohne Ankaufsetat. Seit 2008 gibt die Stadt jährlich 50 000 Euro, immerhin, aber auf dem Kunstmarkt eine fast läppische Summe.
„Ohne diese privaten Initiativen wäre das Museum in den letzten 30, 40 Jahren ohne Entwicklungsperspektive geblieben“, erklärt dessen ehemaliger Vize Julian Heynen. Das Zitat stammt aus einem Aufsatz über die Gründung der Heinz und Marianne Ebers-Stiftung im Jahr 1997. Passender Titel: „Eine Tür geht auf“.
Was bis heute hinter dieser Tür zum Vorschein kam, ergibt eine eindrucksvolle Sammlung, die ab morgen in Haus Lange ausgestellt ist. 53 Kunstwerke hat die Stiftung in 14 Jahren aufgekauft und den Kunstmuseen als Leihgabe überlassen.
Die meisten sind in Wert und Bedeutung massiv gewachsen. „Die Fotografien von Stephen Shore oder die Bronzefrau von Thomas Schütte wären mittlerweile unbezahlbar“, sagt Museumschef Martin Hentschel.
Mit einer „Mixtur aus Kopf und Bauchgefühl“ schlägt er die Ankäufe vor, entschieden wird in einem kleinen Vorstand mit Ulrich Ebers, Klaus Böhlhoff und Mischa Honnen-Traum. Das Prozedere ist zielführend: „Es wäre unsinnig, wenn der Vorstand dem Museumsdirektor ein Kunstwerk aufdrängt, das dann im Keller landet“, sagt Ebers.
Dort gehört keines der Werke hin, die nun zu sehen sind: weder Shores stilprägende Fotografien amerikanischen Alltags noch das gruselige deutsche Spießerhaus von Stefan Kürten, nicht die poetischen Binsenboote von Bethan Huws und nicht die bösartig politische Holzskulptur von Mike Kelley und Paul McCarthy. Weitere Schwerpunkte liegen auf Anton Henning, Richard Artschwager und Richard Allen Morris.
Für regelmäßige Besucher der Häuser Esters und Lange ist die Schau eine Zeitreise, bei der viele alte Bekannte auftauchen. Zwischen ihnen tun sich ganz neue Beziehungen auf, und man bekommt eine Ahnung davon, wie eine Sammlung nicht nur in der Breite, sondern auch in der Tiefe wachsen kann. Noch deutlicher wird man das sehen, wenn Hentschel bei der Wiedereröffnung des Kaiser-Wilhelm-Museums aus dem Vollen schöpfen kann.
Das schönste Wiedersehen findet gleich im ersten Raum statt. Dort hängt Karin Kneffels überwältigender Blick ins Zimmer der Dame, gespickt mit goldenen Wasserblasen, die scheinbar schwebend die Welt auf magische Weise spiegeln, wie große Kunst es nun einmal vermag.