Getanzte Kritik an der Reizüberflutung
Auftakt der Schweizer Tanzreihe mit dem Fribourger Ensemble „DaMotus!“ in der Fabrik.
Krefeld. Die Tanzreihe "Suisse en suite" hat jetzt in der Fabrik Heeder - zumindest vom Titel her - mit einem Ausrufezeichen begonnen. "Attention" - also Achtung - nennt sich die Produktion der Compagnie "Da Motus!" aus Fribourg. Sehr kunstvoll, sehr ästhetisch setzt sich das Stück für je zwei Tänzerinnen und Tänzer mit der Reizüberflutung unserer Zeit auseinander, vielleicht ein wenig zu kunstvoll.
Beginn einer Schweizer Reihe also, das konnte nicht ohne Reden von Offiziellen anfangen. Für Krefeld freute sich Kulturdezernent Schneider wieder einmal über den Tanzstandort Heeder. Und dann waren da noch die Sponsoren. Dr. Andrew Holland von der Kulturstiftung Pro Helvetia freute sich hier zu sein.
Nur Professor Dr. Hans-Joachim Wagner von der Kunststiftung NRW freute sich nicht nur - und das ausdrücklich. Die Krefelder Verantwortlichen werden einschätzen können, warum Wagner, dessen Stiftung den Tanz in Krefeld seit geraumer Zeit unterstützt, das Engagement der Stadt so deutlich einforderte.
Dann aber betraten Abigail Cowen, Brigitte Meuwly, Ismael Oiartzabal und Mihran Tomasyan die Bühne - und taten zunächst einmal nichts. Ruhe und ihre Störung, Harmonie und Disharmonie, Balance und Ungleichgewicht - an diesen Gegensätzen arbeitet sich das Ensemble sehr gewissenhaft in einem Tanzstil ab, der stark von der Kontaktimprovisation beeinflusst ist.
Das Choreographenpaar Brigitte Meuwly und Antonio Bühler hat viele allegorische Situationen aneinandergefügt, um sein Thema zu verdeutlichen. Das verhindert allerdings, dass ihre Tänzer zu Figuren mit Eigenleben werden, was aber offenbar auch Absicht ist. Eine so artifizielle Herangehensweise ist im Tanzland NRW nicht mehr State of the Art, auch wenn "Da Motus!" schon eine moderne Tanzsprache nutzt.
Am stärksten war das Stück, wenn die Schattenrisse einer Videoprojektion mit den Schatten der Tänzer so verschmolzen, dass die Zuschauer in ihrer Wahrnehmung wenigstens ein bisschen irritiert wurden. Das durchbrach die ansonsten vorherrschende Vorhersehbarkeit der Performance, insgesamt hätte man sich mehr Brüche gewünscht.
Die in sich stimmige Produktion fand mit ihrer Gefälligkeit reichlich Anklang.