Heinar Kipphardt: „Er war der Inbegriff von Empathie“

Eine neue Gesellschaft erinnert an Leben und Werk des Autors Heinar Kipphardt.

Krefeld. Er besuchte die Dorfschule in Niep, machte Abitur am Moltke-Gymnasium, heiratete 1943 die Krefelderin Lore Hannen, behandelte seine Patienten an der Städtischen Klinik: Der Schriftsteller Heinar Kipphardt lebte von 1937 bis 1949 in Krefeld.

Das ist einer der Gründe, warum sich die Internationale Heinar Kipphardt Gesellschaft jetzt und hier in Krefeld gegründet hat. 22 Mitglieder haben sich eingeschrieben. Mit Leben und Werk des Schriftstellers wollen sich diese Menschen befassen.

Zur Gründungsversammlung hatte seine Tochter, Fotografin Linde Schleinkofer-Kipphardt, eine ganze Reihe unveröffentlichter Fotos ausgeliehen, die auf Stellwänden gezeigt wurden: Zeitdokumente für Freunde der Literatur und des Theaters, aber auch Naturaufnahmen.

Literaturwissenschaftler Sven Hanuschek sprach über das Werk Kipphardts. Bedeutend sind seine dokumentarische Dramen wie "Bruder Eichmann" oder "In der Sache J. Robert Oppenheimer". Doch auch Prosa und Lyrik hob Hanuschek, jetzt Vorsitzender der neuen Gesellschaft, hervor. In Gedichten und Briefen findet er Sinnlichkeit und Humor - "Komik als Überlebensstrategie".

Auf Leben und Werk ging Generalintendant Jens Pesel ein, der Kipphardt in München begegnete, in den spannenden 70er-Jahren. Pesel inszenierte "Bruder Eichmann" in Darmstadt. Vier Jahre hindurch war das Stück ausverkauft. 2004/05 stand das Stück auch in Krefeld und Mönchengladbach auf dem Spielplan, posthum: Kipphardt war 1982 an einem Herzinfarkt verstorben.

Für Pesel war Kipphardt "der Inbegriff von Empathie". Dazu nickte Kipphardts zweite Frau Pia, und auch sonst erntete Pesel viel Zustimmung: "Kipphardt hat gedacht, bevor er gesprochen hat", erklärte er. "Man hat ihm beim Denken zusehen können."

Mehr Erinnerungen will die Gesellschaft nun zusammentragen, eine Fotoausstellung zeigen, Schriften herausgeben. Briefe, Fotografien und Erinnerungen sind jederzeit willkommen.