Iron Butterfly - Der Schmetterling fliegt noch
Dicht gedrängt erlebten 220 Fans bei Herbst Pitt ein tolles Konzert mit den Rock-Ikonen von Iron Butterfly.
Krefeld. Er weiß am besten, wie alt er ist. Besser als Rocklexika, die ihn jünger machen. Ron Bushy hat vergangenes Jahr die 70 vollgemacht — und noch immer explodiert der kleine Amerikaner an seinem Drumset italienischer Machart. Sechs Minuten — so lange wie auf der Originalaufnahme von 1968 — dauert sein Schlagzeugsolo bei „In A Gadda Da Vida“ auch im Herbst Pitt am Sonntag.
Dicht gedrängt stehen die Rockfans im Brauhaus und erleben die Psychedelic-Hardrock-Ikonen der späten 1960er Jahre, Vorbilder mancher späterer Superbands, etwa Led Zeppelin. Im finalen, 17 Minuten langen Song über den „Garten des Lebens“, können die Kollegen während des Bushy-Solos ihren Schweiß abwischen: Gitarrist Charlie Marinkovich (52), Keyboarder Martin Gerschwitz (59, seit sieben Jahren ein Butterfly, vorher mit Eric Burdon und Walter Trout unterwegs) und natürlich Lee Dorman (68), Meister der trockenen Bassläufe, erstmals 1968 bei der Band.
Der braucht die Pausen besonders, denn er hat sich in Kalifornien bei einem Unfall beide Knöchel gebrochen und beinahe die Europa-Tournee schmeißen müssen. Der Roadie hilft ihm auf die Bühne und auf den Schemel, hängt ihm den Bass um.
80 Minuten dauert der Set in Rudolphs Herbst Pitt. Der Wirt findet das Konzert saugeil, ist ja selbst im Alter der meisten Rock-Ikonen. Ein paar Besucher sind fachkundig, weil selbst an Drums oder Bass tätig, und beeindruckt vom exakten Timing der Butterflies und dem Drive, den die älteren Herrschaften haben. Lee Dorman erzählt ein paar Geschichten, auch über Harley Davidsons, um zu „Easy Rider (let the wind pay the way)“ überzuleiten.
Nach 22 Uhr mischen sich Martin Gerschwitz und Ron Bushy unter die Gäste zum Small Talk, ohne Allüren. Lee Dorman hat lange vorher das Haus mit dem Rollator verlassen und ist zum Hotel in Traar gebracht worden. Gestern früh ist der Schmetterling nach Tilburg geflogen.