Tobias Mann in der Kufa - Durch den Wind und zurück
Er wirkt, als könne er kein Wässerchen trüben. Aber in der Kufa zeigt Sonnenschein Tobias Mann seine bösen Seiten.
Krefeld. In eine Schublade lässt er sich nicht stecken: Ob Kabarett oder Comedy, Tobias Mann rockt den Saal — wie auch am Sonntagabend in der Kulturfabrik. Mit seiner sympathischen Art, mit der er vor allem Politiker veralbert, hat er bereits nach kurzer Zeit das Publikum auf seiner Seite.
Der 35-jährige Mainzer ist ein echter Sonnenschein. Wie er über sich selbst sagt, wirkt er noch jung — so jung, dass er beim Betreten der Bühne oft das Gefühl hat, die Leute denken, da käme der Zivi und bringe die älteren Herrschaften wieder nach Hause. Doch so nett sein Auftritt rüberkommt, Mann ist deshalb nicht weniger kritisch. Dabei muss er sich das Lachen selbst oft verkneifen.
Bei der Begrüßung sieht sich der Kabarettist die ersten Reihen besonders intensiv an: „Ich sehe höchstens vier Reihen, und die Leute hier sehen ganz gut aus. Wie ihr da hinten ausseht, ist mir scheißegal.“ Doch es werde persönlich, warnt er dann sofort einige ganz vorne und fragt auch nach Namen, um sie im Laufe des Abends ansprechen zu können.
Der Titel seines neuen Bühnenstücks „Durch den Wind — und wieder zurück“ ist Programm. Er sei selber völlig durch den Wind, erklärt er gleich. Auch das Publikum sei es, alle seien es, denn nur so ließe sich die Politik und mit ihr die Politiker ertragen.
Bei Guttenberg habe man gemeint, er habe Rückgrat, weil er immer so gerade stehe: „Doch das war nur ein Stock im Arsch, so was nennt man Nordic Talking!“. Die jüngsten Rücktritte, egal ob von Guttenberg oder Wulff, haben ihm nicht besonders gefallen. Der letzte richtig gute Rücktritt sei der von Margot Käßmann gewesen. Sie sei ohne Ausflüchte einfach abgetreten. Nach ihr habe man dann auch das Komasaufen umbenannt in „evangelisch Fasten“.
Mann vermutet auch stark, dass es eine Dreiecksbeziehung zwischen Bruni, Merkel und Sarkozy gibt. Sie kichern immer, wenn sie zusammenstehen, das sei verdächtig. „Da läuft was zwischen den ‚two and a half men’!“
Als Mainzer habe er selbstverständlich ein Praktikum beim ZDF gemacht, sagt Mann. Das sei so üblich, Bewerbungen seien nicht nötig, man würde wie früher beim Wehrdienst eingezogen.
Tobias Mann ist aber nicht nur politisch bewandert. Er singt auf der Bühne, spielt Gitarre und Klavier — ein echter Rundum-Unterhalter. Nebenbei hat er auch ein abgeschlossenes Studium der Wirtschaftwissenschaften hinter sich gebracht. Mann legt ein hohes Tempo vor, da heißt es, gut achtgeben, um nichts zu verpassen. Denn das wäre schade: Eine Pointe jagt die nächste, während man noch über die vorige lacht. Mann ist ein Garant für gute Laune, für intelligentes Kabarett und kluge Komik. Große Unterhaltung aus Mainz — da darf sich das ZDF ein Beispiel nehmen.