Jahresbilanz der Kufa: Guter Stand auf hartem Pflaster

Die Kulturfabrik ist zufrieden mit dem Jahr 2010 — obwohl die Bedingungen in Krefeld nicht einfacher werden.

Krefeld. Dass Clueso wirklich kommt, ist eine kleine Sensation. Der Thüringer ist mit dem Album „So sehr dabei“ in die erste Pop-Liga aufgestiegen, er wird ab April im ganzen Land die großen Arenen füllen. Vorher schaut er in der kleinen Kulturfabrik vorbei, eins von fünf Club-Konzerten, natürlich längst ausverkauft. „Clueso war vor vier Jahren hier, er hat sich wohlgefühlt, die Agentur war auch zufrieden“, erzählt Booker Markus Jansen. „So kann man Standortnachteile durch persönliche Kontakte ausgleichen.“

Jansen und seinen Kollegen gelingt dieses Kunststück immer wieder. Mit Juli, Hubert von Goisern oder Polarkreis 18 haben sich für 2011 weitere große Namen angesagt. Doch das hat natürlich Grenzen. „An Jan Delay oder Fettes Brot brauchen wir nicht mehr zu denken“, sagt Jansen. „Da fragen mich die Agenturen, ob ich ausgebaut habe oder ob ich sie verarschen will.“

Rund 1100 Zuschauer fasst die Kufa, und im Jahr 2010 war der alte Schlachthof an der Dießemer Straße des Öfteren voll oder gut besucht. Culcha Candela, Maceo Parker, die Popolskis, zuletzt Madsen, Revolverheld und Stanfour waren Renner. „Wobei Besucherrekorde nicht immer Rekord-Erträge bedeuten“, sagt Kufa-Vorsitzender Jürgen Mengert.

Denn je größer der Name, desto höher die Gage und desto heftiger der Aufwand für die Ehrenamtlichen. „Bei Angelique Kidjo landen acht Musiker mit sieben verschiedenen Flügen, das ist organisatorisch sehr anstrengend“, sagt Mengert. „Und dann kommen statt der erwarteten 600 Zuschauer nur 250.“ Ähnlich enttäuschend lief Jan Plewkas gefeiertes Rio-Reiser-Programm.

Das Krefelder Publikum ist schwer zu berechnen. Unbekanntere Künstler haben es zunächst schwer, auch wenn Kritiker und Szene-Publikum sie längst verehren: „Für Nischenthemen ist Krefeld ein schwieriges Pflaster“, sagt Kufa-Sprecher Uli Traub. „Hier fehlt eine Gesprächskultur. Selbst in Szenekneipen erfährt man erst hinterher, dass ein tolles Konzert stattgefunden hat.“ So kommt es, dass bei den Indelicates oder Karpatenhund kaum ein dutzend zahlende Gäste auftauchen.

Dennoch will die Kufa auch an solchen Experimenten festhalten — sie müssen sich nur finanzieren lassen, zur Not durch Partys und andere Konzerte. „Wer in Schönheit stirbt, bekommt keine zweite Chance“, sagt Kufa-Chef Mengert. „Viele andere Läden gibt es schon nicht mehr.“

Indirekt ist das auch eine Antwort auf die Kritik, die vor etwa einem Jahr an der Kufa aufkam. Zu viel Party, zu wenig Substanz im Programm, hießen die Kernvorwürfe. „Wir nehmen so etwas auf und prüfen uns selbstkritisch“, sagt Mengert. „Doch in diesem Fall wussten wir: Die Vorwürfe stimmen nicht.“ Der „zuverlässigste Indikator“ ist für ihn das Publikum: „Und da gab es viel Zuspruch.“ 90 000 Besucher werden es wohl auch in diesem Jahr werden: „Die Kufa ist damit größter freier Kulturanbieter am Niederrhein“, so Mengert. „Und ein Imagefaktor für Krefeld.“

Umso mehr stört es ihn, wenn Kritik unsachlich und undifferenziert wird: „Die Nörgelei wird schlimmer“, sagt Mengert. „Wir müssen uns ja sogar beschimpfen lassen, weil wir uns ans Nichtraucherschutzgesetz halten.“ Im Internet, wo gern und viel anonym gemeckert wird, breiten sich negative Stimmen ungehindert aus: „Diese Leute wissen oft gar nicht, was Ehrenamtliche hier hinter den Kulissen leisten“, sagt Mengert. „Jeder, der uns kritisiert, ist eingeladen, herzukommen und mit uns Programm zu machen. Die Kufa ist offen, und sie wird auch immer offen bleiben.“