Lyrik Julia Trompeter stellt ihr neues Werk vor
In der Reihe „1 Gedicht“ wurde Lyrik gelesen und vorgestellt, die erst im kommenden Jahr in den Buchhandel kommt.
Krefeld. Welche Vielschichtigkeit Julia Trompeter geschaffen hat, wurde in der Reihe „1 Gedicht“ des Niederrheinischen Literaturhauses deutlich. Im Mittelpunkt des Abends stand ein titelloses Gedicht der Autorin mit vierzehn Zeilen — die klassische Länge eines Sonetts. Aber nicht die mögliche Zuordnung zu einer Form war das Thema. Es ging vielmehr um die Bilder und Metaphern darin.
Besagte Vielschichtigkeit war Thema der Diskussion mit Gesprächspartner und Literaturwissenschaftler Hennig Heske sowie dem Publikum. Der „Schwanenleib“ aus dem Gedicht gemahnte den einen an Rimbauds Vers „Le Cygne“, den anderen an Wagners „Lohengrin“ und den dritten an Luther.
Auf inhaltlicher Ebene kann man den Schwanenleib auch als Bild für einen anmutigen, biegsamen Menschenkörper verstehen. Damit hat die Dichterin ihr Ziel erreicht, nicht eindimensional zu sein: „Sprache hat so viele Möglichkeiten und Ebenen“, sagt sie. Das zeigte sie auch mit dem Vorlesen einiger weiterer Gedichte. Für die Zuhörer ein einzigartiges Erlebnis, denn sie werden erst im kommenden Jahr veröffentlicht.
Die Gedichte zeigten eine große Spanne. Bedeutende Elemente in ihnen sind Musikalität und Rhythmus: „Mombasa“ etwa ist eine amüsante Sprachspielerei mit Silben und Tönen. Natur und Landschaften, Seelenzustände und Freundschaften finden ihren Eingang. „Ich verarbeite Erlebtes“, sagte Julia Trompeter und benutzte dafür den Ausdruck „verstoffwechseln“.
Erlebtes ist auch in ihrem bereits erschienen Roman „Die Mittlerin“ verarbeitet: Der Roman beschäftigt sich mit dem Schreiben eines Romans. Auch daraus las Julia Trompeter vor. Mit ihrer Stimme und Musikalität im Kopf kann man den Roman gut weiterlesen. Julia Trompeter hat sich und ihre Werke aufs Sympathischste vorgestellt — dieser kleinen und feinen Reihe mit viel Nähe zu der Lyrik sind mehr Zuhörer zu wünschen.