Kabarett: Von täglichen Peinlichkeiten
Die erste von fünf ausverkauften Vorstellungen des „Glühwein-Cabaretts“erheitert die Gäste im Pappköpp-Theater.
Krefeld. Rüdiger Höfken, Chef und erster Mime des Krefelder Podio-Theaters, ließ bei seinem Auftritt zur Premiere des achten "Glühwein-Cabaretts" mit fünf ausverkauften Abenden im Haus der "Krieewelsche Pappköpp" an der Peter-Lauten-Straße den Einmarsch der Gladiatoren erklingen. Die Akteure erwiesen sich dann als recht unterschiedlich stark.
Das Publikum war indes durch den im Eintrittspreis enthaltenen Becher Glühwein freundlich gestimmt, auch in der Startphase, die Höfken mit Sketchen aus seinem neuen Programm "Ehe und andere Irrtümer" selbst bestritt. Das Rezept, schon sechsmal ausprobiert im Lokschuppen des Nordbahnhofs, im vergangenen Jahr umgezogen, schmeckt auch am anderen Ort: Ein Teil Selbstdarstellung von Rüdiger Höfken, drei Teile Gäste-Auftritte, diesmal von Matthias Reuter (33) aus Oberhausen, dem Gewinner der Krefelder Krähe 2008, dem Bochumer Duo Diagonal mit Deana Kozsey und Holger Ehrich und dem Ex-Ossi und Neu-Stuttgarter Nils Heinrich (39).
In der Tradition klassischen Kabaretts brachte Matthias Reuter mit schnellem Fingerspiel auf den Tasten eines Keyboards Geschichten aus dem Ruhrgebiet über die Rampe, mit den täglichen "Peinlichkeiten, die der Betroffene am liebsten für sich behält", auch vom Weihnachtsmann, der plötzlich doppelt engagiert ist, und Liedern zur demografischen Entwicklung mit dem unvermeidlichen Refrain: "Watt willste machen, wenn der Nachwuchs fehlt?"
Nils Heinrich muss sein schwäbisches "Spätzle" (seine Freundin) schon sehr lieben, wegen dessen er aus Ost-Berlin nach Stuttgart gezogen ist, wo er als Kartoffelliebhaber die Spätzle auf dem Teller als "Nudeln, die aussehen wie gedunsene Maden" eher hasst. Er besingt zur Gitarre seine Jugend "in einem Land, das früher drüben’ hieß", als Casting noch Musterung war, und erinnert an eine Kinderzeit, in der Plomben rosteten.
Das Bochumer Duo braucht wenig Worte, dafür aber die gesamte Bühnenbreite für seine nicht immer verständlichen Slap-Sticks, von denen die eheliche Auseinandersetzung in Zeitlupe allerdings ein Meisterstück war. Höfken selbst verpackt seine teils bekannten Gags in Weihnachtsstimmung und beschreibt Männer, die beim Zwiebelschneiden die "innere Mitte finden" und sich eine Personenwaage als nützliches Geschenk für die Ehefrau ausdenken. Gerechnet hat er auch: "Wenn man die Spritze von 500.000 Euro nimmt, könnte man 30.000 Besucher ins Pappköpp-Theater schicken."
Der letztjährige Umzug dorthin erwies sich auch diesmal für das Glühwein-Cabarett als Aufstieg in die nächste Platz-Liga. Die Bühne vor der Marionetten-Loge ist eine Lösung mit Publikumsnähe, wenn auch für Grimasseure wie die aus Bochum doch zu weit weg. Drei unterhaltsame Stunden sind schnell vorbei, selbst mit nur einem Glühwein.