Krefeld-Film: Geheimnisse sind eher rar
Der Kinofilm „Geheimnisse der Seidenstadt“ feiert am 4. Dezember Premiere. Die WZ hat den technisch aufwendigen Streifen bereits gesehen.
Krefeld. Hoher technischer Aufwand in Bild und Ton, und im Vergleich dazu ein mäßiges inhaltliches Angebot: Der fast 110 Minuten lange Film „Geheimnisse der Seidenstadt“ hält nicht ganz, was der Titel verspricht. Matthias Heuser ist für Regie und Produktion verantwortlich. Gestern hat die eingeladene Presse den Streifen als Preview im Cinemaxx gesehen.
Es ist eine Dokumentation mit teilweise stark bemühten Spielfilm-Anteilen (Schauspieler Stefan Heuer). Vor allem aber ist er rund zur Hälfte ein Werbefilm für große heimische Betriebe wie etwa Thyssen-Krupp Nirosta, Currenta/Chemiepark, Cargill, Dujardin oder Siempelkamp. Fast alle finden sich auch wieder im Portfolio der Werbeagentur Mica, die Heuser mit Martin Eis leitet.
Weitgehend unbekannt ist aber, dass die Seiden- auch eine Parfümstadt ist. Sieben von 30 deutschen Parfümeuren arbeiten im Henkel Fragrance Center. Aus diesem Haus stammt auch das Krefeld-Parfüm. Ein Ansatz für Geheimnisse.
Stärken hat der Film im zweiten Abschnitt mit schnellen Bildern und starker Musik (Andrew Mottl). Amüsant durchzogen ist der Film durch Kommentare von bekannten Krefeldern wie (TV-)Anwalt Ingo Lenzen, den Kabarettisten Volker Diefes und Jochen Butz, Sportler-Ehepaar Anne Poleska und Jochen Urban, Oberbürgermeister Gregor Kathstede („Harry Potter“), Daniel Werner und Batmobil-Schöpfer Harald Belker.
Liebevoll das Kapitel, in dem es unter anderem um Krefeld als Kinostadt geht. Krefeld hatte vor dem Zweiten Weltkrieg ein Angebot von 29 Lichtspielhäusern. Dass einstige Zelluloid-Stars wie Adele Sandrock (1863-1937) und Willy Fritsch („Wenn der weiße Flieder wieder blüht“) zu Gast in Krefeld waren, steht in keinem Geschichtsbuch der Stadt.
Opulent die Bilder vom Apollo-Theater, das mit seiner roten Fassade zu den markanten Gebäuden an der Friedrichstaraße gehörte. Die 31 Jahre alte Olympia-Medaillengewinnerin Anne Poleska erinnert sich aber nur noch an das Casablanca an der Lewerentzstraße, das einst als Primus firmierte und heute als Cinema Südstadt letztes Programmkino der Stadt ist.
Rund um die Suche nach dem Wahrzeichen Krefelds wird es spannend. Dass die Uerdinger Rheinbrücke einst Adolf-Hitler-Brücke hieß, ist nicht ganz unbekannt. Bilder der bombengeschädigten Dionysiuskirche waren daneben die einzigen Blicke in die braune Vergangenheit der Stadt. Dafür aber lassen die atemberaubende Aufnahmen von der Wiederherstellung der Dio-Spitze gegen Ende des Films manche Länge zuvor vergessen.