Kunst-Karambolage schafft Energie
Die Richter-Meisterschüler Bernhard Lokai und Hans-Jörg Holubitschka erzeugen spannende Gegensätze.
Krefeld. Seit 30 Jahren spielen sie zusammen Billard, auf einem Tisch ohne Löcher. Carambolage nennt sich diese Variante, in der drei farbige Kugeln kollidieren, immer neue Konstellationen formen, ständig andere Bilder ergeben. Gut vorstellbar, dass es sich dabei trefflich über die Kunst und das Leben plaudern lässt.
Bernhard Lokai und Hans-Jörg Holubitschka halten an ihrer Tradition fest, seit sie beide Meisterschüler bei Gerhard Richter in Düsseldorf waren. Mit den Jahren sind sie Freunde geworden. Ihre grundverschiedenen künstlerischen Positionen sind nun als "Karambolage" in der Galerie Fellner von Feldegg zu sehen.
Holubitschka malt "Irgendwolandschaften", die auf den ersten Blick wie klassische Postkartenmotive wirken. Beim zweiten Hinschauen stellt sich Irritation ein: Warum ist der Petersplatz in Rom menschenleer und was tut der Tannenbaum in seiner Mitte? Kann die intensive Farbigkeit der Dächer und Hauswände real sein? Je mehr Holubitschka den Naturalismus aufbricht, umso überzeugender sind seine Bilder.
Auch Bernhard Lokai hat mit Landschaften angefangen. "Doch das wurde mir zu eng", sagt er. "Die Zweiteilung durch den Horizont hat mich unfrei gemacht." Inzwischen ist Lokai durch extreme Abstraktion allen Zwängen entkommen. Breite Striche treffen bei ihm horizontal und vertikal aufeinander, vermischen sich und bilden teils dicke Schichten. Die Farbigkeit der Bilder ist teils von bestechender Schönheit.
Und genau hier treffen sich die zwei ungleichen Künstler: Die intensiven Farben halten die Ausstellung zusammen und bewahren die ohne erkennbare Ordnung gehängten Werke vor allzu heftiger Kollision. Absoluter Höhepunkt der Ausstellung ist Holubitschkas "Life carries on", eine Bergwiese, in der sich kleine Häuser einsam zwischen Pinselstrichen behaupten. Die grün-weiße Landschaft ohne Horizont wirkt so abstrakt, als habe Lokai heimlich daran mitgemalt.
In der Tat scheinen die Künstler durch ihre enge Freundschaft einander zu prägen und anzustacheln. Jeder ist der größte Kritiker des anderen. "Kunst hat viel mit Zweifel zu tun", sagt Holubitschka. Und durch jede Karambolage entsteht eine Menge Energie.
Galerie Fellner von Feldegg, Tiergartenstraße 81. Mo.-Fr., 15-19 Uhr. Bis 31. Juli. Zusätzlich zur Ausstellung sind im Garten der Galerie fragile Objekte der Künstlerin Brigitte Zarm zu sehen, die an Vogelfedern erinnern.