Schlussapplaus: Marion Kaeseler – Theater-Matrose geht an Land

Nach fünf Jahren Krefeld macht die Theaterpädagogin Marion Kaeseler sich selbständig.

Krefeld. Rund 1900 Seelen wohnen heute in Bokel. Als Marion Kaeseler dort 1977 geboren wurde, waren es noch weniger. Und wie kommt man aus der tiefsten westfälischen Provinz ans Theater? "Das Weihnachtsmärchen war’s", klärt die engagierte Theaterpädagogin auf. In Rietberg ist sie zur Schule gegangen, und von dort aus ging es mindestens einmal im Jahr ans Theater Bielefeld. "Ich war acht, saß auf dem Balkon, und auf der Bühne durften sogar Kinder mitmachen. Das wollte ich auch."

Gegeben wurde Humperdincks Kinderoper "Hänsel und Gretel", und so verwundert es nicht, dass heute Musiktheater Kaeselers Arbeitsschwerpunkt ist. Seit 2005 am Stadttheater, wird sie ab Sommer freiberuflich tätig sein.

Ihre Liebe zum Theater führte die Tochter einer Sekretärin und eines Bankkassierers im Anschluss an das Abitur nach Bochum. Dort bot die Initiative "Theater total" als freies Projekt für junge Leute die Mitwirkung an Goethes "Faust" an. "Da habe ich erst einmal verstanden, was eine Inszenierung ist", schwärmt Kaeseler heute noch.

Damals lernte sie auch die Theaterpädagogik kennen. Nach einem Gastspiel an ihrer alten Rietberger Schule gab sie dort Workshops. Danach hat sie sich zwar an Schauspielschulen beworben, stellte aber fest, dass sie zwar "ein Matrose auf dem Schiff Theater" sein, aber "nicht auf Landgänge verzichten" wollte.

1998 begann sie, Theaterwissenschaften und Pädagogik in Bochum zu studieren. Nach dem Abschluss 2004 folgte ein Praktikum am Berliner Maxim-Gorki-Theater, dann führte sie ihr erstes Engagement ans hiesige Theater.

Drei Tage in der Woche arbeitet sie in Krefeld, zwei in Mönchengladbach. Schon weil sie in Düren wohnt, ist sie täglich viel unterwegs. Zur Vorbereitung von Theaterbesuchen fährt sie zu Schulklassen am ganzen Niederrhein, da kommen etliche Straßenkilometer hinzu. In Mönchengladbach leitet sie die Abteilung des Jugendclubs mit 20 Jugendlichen. Sechs Produktionen hat sie seit 2005 gemanagt, als Regisseurin, Bühnenbildnerin und Dramaturgin in Personalunion.

"Anderswo wird Theaterpädagogik instrumentalisiert, das ist hier anders", sagt Kaeseler. Die hiesige Theaterpädagogik sei eingebunden in die Dramaturgie, die Kollegen blickten nicht arrogant auf einen herab. Als freie Theaterpädagogin wird sie demnächst rund um ihren Wohnort Düren arbeiten, die tägliche Fahrerei wird sich reduzieren, hofft sie. Dem Stadttheater will sie aber auf jeden Fall verbunden bleiben.