Linner Synagogen-Fenster - Ein Schatz mitten im Gerümpel

Zwei Linner Bürger fanden Fenster der alten Synagoge.

Krefeld. Ein Gerücht, das sich seit Jahren hartnäckig hält, kann Mechthild Staudenmaier aus der Welt schaffen. „Es gibt kein drittes Fenster aus der Linner Synagoge“, sagt die Vorsitzende des Fördervereins Villa Merländer.

Ihre Gewissheit verdankt sie zwei Linner Bürgern, die sich jetzt bei ihr gemeldet haben. Karl-Heinz Foncken und Manfred Vetten entdeckten 1976 zufällig das Versteck der Fenster, deren Verbleib seit der Reichspogromnacht 1938 unklar war.

1976 eröffnete Manfred Vetten eine Wäscherei und mietete dafür einen Hof auf der Rheinbabenstraße an, jener Straße, in der früher die Synagoge stand. „Als ich den Keller entrümpelte, stieß ich auf allerhand alte Sachen, unter anderem auch auf die drei verschollenen Fenster“, erzählt der 77-Jährige. „Doch ein Fenster war nur noch ein Gerippe, das Glas vollständig herausgebrochen.“

Vetten und sein Freund Foncken verwahrten die Schätze. „Die Synagoge wurde 1938 nicht zerstört. Nur die Kuppel brannte.“ Hobby-Historiker Foncken vermutet heute, „dass der Ortsgruppenleiter der NSDAP die Fenster entfernt und in den Keller geschafft hat“. Einen Namen will er nicht nennen, „der wohnte aber auf der gleichen Straße.“

1983 gaben die Männer die Fenster in den Besitz des Museums Burg Linn und des Kaiser-Wilhelm-Museums, wo sie umfassend restauriert wurden. Vetten schätzt, dass der Torso des dritten Fensters für diese Restaurierung verwendet wurde.

„Gut 15 Jahre lang war ein Fenster Bestandteil unserer Ausstellung“, sagt Dr. Ingrid Schupetta, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld. Heute haben beide Fenster ihren festen Platz in der neuen Synagoge an der Wiedstraße.

Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens möchte der Förderverein eine Replik des „hübschen Kunsthandwerks“ in Auftrag geben. Die Kosten liegen bei etwa 3000 Euro. Die Linner Foncken und Vetten haben mit ihrer Spende den Anfang gemacht.