Stickerei Nebenbei entsteht gefragte Stick-Kunst
In Linn sind ganz unterschiedliche Facetten der Stickerei zu sehen. Eine Vorreiterin gibt Einblicke in ihre filigrane Kunst.
Krefeld. Arbeit und kleinste Details — über 4000 Besucher haben die filigranen Stickbilder von Brunhild Mauss (Jahrgang 1939) aus St. Tönis schon im Textilmuseum betrachtet. „Wenn ich zum Beispiel ein schönes Blumenfeld sehe, springe ich vom Fahrrad ab und fotografiere es“, sagt die Künstlerin über ihre Motivsuche. Zwischen 80 und 130 Stunden Arbeit steckt sie in eines ihre Kunstwerke. „Ich schaffe nur zwei Bilder pro Jahr“, sagt sie. Ihre Bilder zeigen kleinste, fein gearbeitete Details. Als Autodidaktin einfach drauf losgestickt Inspiriert durch eine Stick-Künstlerin begann ihre Leidenschaft in den 80er Jahren: „Ich habe einfach drauf los gestickt, nach Bauchgefühl.“ Genauso unkompliziert geht sieht sie noch heute an ihre Kunstwerke heran.
Ihr Repertoire beschränke sich auch heute noch auf „Spannstich“, „Knötchenstich“ und „Webstich“. Mit diesen Techniken, bildet sie die Natur, die sie zuvor abfotografiert hat, detailgetreu ab. Für Blümchen einer großen Wiese nutzt sie beispielsweise den „Knötchenstich“, um kleinste Pünktchen darzustellen. So wirken die Werke der Autodidaktin nahezu realistisch. Dafür verwendet sie Fäden verschiedener Farbtöne. Mauss ist gelernte Dolmetscherin für Englisch und Spanisch. In Stickereien hat sie bisher an die 100 Naturaufnahmen verwandelt. Ein Drittel davon habe sie verkauft. Je nach Aufwand kosten die Werke 500 bis 1000 Euro.
Am liebsten stickt die Künstlerin abends, circa zwei Stunden pro Tag — während ihr Mann fernsieht. „Er hat es gerne, wenn ich ihm Gesellschaft leiste. Mich interessiert 90 Prozent des Programms aber nicht“, sagt sie. Dass sie für die Ergebnisse ihrer Kunst schon Preise und Anerkennung in verschiedenen Zeitschriften bekommen hat, ist bei einem Rundgang durch die Ausstellung im Textilmuseum eher Nebensache. Für Mauss ist das Sticken immer noch eine Art Hobby. Obwohl sie — wie Museumsleiterin Annette Paetz betont — für jüngere Stick-Künstler als eine Art „Vorreiterin“ gesehen werden könne. So zum Beispiel für Victoria Martini, die Innenarchitektur und Malerei studiert hat. Ihre modernen Werke sind ebenfalls im Textilmuseum zu sehen.
Sie kombiniert Malerei mit Stickkunst. Daraus lässt sie bunte Pop-Art-Collagen entstehen. Einer anderen Methode bedient sich Fotodesignerin Katharina Wilke. Sie kombiniert Fotos aus den 70er Jahren, die sie auch auf Flohmärkten entdeckt, mit verschiedenen Stickelementen. So stickt sie beispielsweise Perlen oder Tattoos auf die Bilder, die meist Menschen in Freizeitsituationen zeigen. „Sie erschafft ihr eigene Welt“, sagt Brunhild Mauss anerkennend.
Auf Fotos greift auch die Künstlerin Gisoo Kim zurück. Jedoch arbeitet sie in ihren Werken mit langen Fadenelementen und bringt Bewegung in ihre Bilder ein. Ihre Werke zeigen beispielsweise Landschaften oder Naturausschnitte, welche mit bunten Fäden Bewegung beibringt. Brunhild Mauss aus St. Tönis sei erst im Rahmen der Ausstellung mit den modernen Stick-Werken in Kontakt gekommen. „Wenn ich mir die Bilder der anderen Künstlerinnen ansehe, bin ich sehr inspiriert und beeindruckt von den Techniken und unterschiedlichen Ideen.