Neue Töne in der Theaterszene
Kresch und Stadttheater sind sich traditionell spinnefeind – doch die Zeiten scheinen sich zu ändern.
Krefeld. Manchmal klingen große Veränderungen unspektakulär, beinahe lapidar. "Ich sehe nicht den leisesten Grund, das Kresch als Feind zu betrachten. Wir sehen es nicht als Konkurrenten, sondern als Partner und Ergänzer", sagt Matthias Gehrt, neuer Schauspieldirektor des Stadttheaters. Und fügt hinzu, was ohnehin in seinem Tonfall hörbar wird: "Für uns ist das ganz selbstverständlich."
Franz Mestre, Kresch-Theater
Bislang war es das mitnichten. Kresch und Stadttheater vermieden nach Möglichkeit jegliche Berührungspunkte. Man griff sich nicht an, sprach nicht schlecht über den anderen, zumindest nicht öffentlich. Doch Jugendtheater und "großes" Haus, beide städtisch finanziert, ignorierten einander, jeder machte sein eigenes Ding. Hinter vorgehaltener Hand wurde auch mal gelästert.
Diese Zeiten scheinen nun vorbei zu sein. Intendant Michael Grosse und sein Leitungsteam, allesamt neu in der Stadt, wussten entweder nichts von den alten Geschichten oder - was wahrscheinlicher ist - beschlossen, sie zu ignorieren. Kaum angekommen, riefen sie bei den Kollegen aus der Fabrik Heeder an und baten um ein Treffen. "Das gab es noch nie", staunt Franz Mestre, künstlerischer Leiter des Kresch. "Unter keinem Intendanten." Beeindruckt war Mestre, als dann zum gemeinsamen Frühstück "kein Abgesandter" aufkreuzte, sondern das Führungsteam inklusive Grosse. "Es freut mich, dass dieser schöne Kontakt entstanden ist", sagt Mestre.
Profitieren soll davon auch der Theaterbesucher. Büchners Drama "Woyzeck", in diesem Jahr Thema beim Zentralabitur, steht im Kresch und im Stadttheater auf dem Spielplan. Wer sich beide Inszenierungen ansieht, erhält beim Kauf der zweiten Karte eine Ermäßigung. Außerdem soll es ein gemeinsames Podiumsgespräch zum Stück geben. In der Vergangenheit, etwa bei "Dantons Tod", liefen zwei Produktionen des gleichen Dramas kommentarlos nebeneinander - und jeder schielte auf die Zuschauerzahlen des jeweils anderen.
Für Matthias Gehrt ist derartiges Konkurrenzdenken überflüssig. Er hofft, beim Kresch-Besucher Neugier auf das Stadttheater zu wecken und umgekehrt. Auch Franz Mestre glaubt an positive Effekte: "Wir möchten hier in Krefeld möglichst viel Theater für möglichst viele Leute machen."