Auftritt: Helen Wendt - Das Ballett schulte ihr Körperbewusstsein

Die erst 25-jährige Helen Wendt ist neu im Ensemble. Ihr Vater stammt aus Mosambik, ihre Mutter aus der ehemaligen DDR.

Krefeld. Bei einem zentralen Vorsprechen in Neuss hatte der neue Schauspieldirektor Matthias Gehrt die ganz große Auswahl. Unter hunderten Bewerbern, frisch von der Schauspielschule, entschied er sich unter anderem für Helen Wendt. Sie hatte sich vorher auch schon in Krefeld beworben, doch vom damaligen Intendanten Jens Pesel nichts gehört. Dafür war das Theater im österreichischen Linz an ihr interessiert, aber das Rheinland hat ihr mehr zugesagt.

Geboren wurde Wendt 1985 in Leipzig. "Aufgewachsen bin ich aber in Berlin", schiebt sie schnell hinterher. Wendts Vater studierte in der ehemaligen DDR Soziologie, die Mutter war Balletttänzerin. Als Kind hat Wendt ihren Vater nicht kennengelernt, er ist nach dem Studium in seine Heimat Mosambik zurückgekehrt.

Über Österreich und Ungarn ist Wendts Mutter 1988, also ein Jahr vor dem Fall der Mauer, mit der dreijährigen Helen im Schlepptau "in den Westen geflüchtet" und dann nach West-Berlin gezogen. Dort hat sie eine Ballettschule eröffnet. "Ich habe von klein auf getanzt", erzählt Wendt, die Welt des Balletts hat auch sie fasziniert.

Von 1996 bis 2002 besuchte sie eine staatliche Ballettschule, in der Tanz- und normaler Schulunterricht kombiniert wurden. "Freiheit gab’s da nicht", sagt sie über diese Schule, als wäre sie ein DDR-Relikt.

Mit 16 Jahren hatte sie genug vom strengen Regiment, vom erlernten Körperbewusstsein profitiere sie aber heute noch. Nach dem Wechsel auf ein Gymnasium belegte sie dort einen Kurs in Darstellendem Spiel. "Das lag mir einfach mehr", stellte sie fest. Es schloss sich die Teilnahme am Projekt eines Theater an, und dann ging Wendt, die als Kind nur Ballettabende besucht hatte, auch als Zuschauerin ins Theater.

Ihr Abitur habe schon etwas darunter gelitten, dass sie sich auf die Vorsprechen bei Schauspielschulen vorbereitet habe. Sechs Versuche absolvierte sie, in Rostock hat es dann geklappt.

Nun wohnt Wendt seit dem Ende der Sommerferien in Krefeld und findet es hier lebhafter als im geruhsamen Berliner Stadtteil Charlottenburg. Die Krefelder findet sie aufgeschlossen und zugänglich, auch das Ensemble sei kommunikativ.

Ihre erste Premiere hat sie in Mönchengladbach hinter sich gebracht. In Shakespeares "Othello" spielt sie eine Nebenrolle, die Bianca. In Büchners "Woyzeck", das am 25. November in Krefeld herauskommt, hat sie dann einen größeren Auftritt - als Marie.