Kabarett in der Kufa Sebastian Pufpaff im Spagat zwischen Kabarett und Comedy

Am Wochenende hat er seine Nachricht „Alles auf Anfang“ gleich zweimal in Krefeld verbreitet.

Kabarett in der Kufa: Sebastian Pufpaff im Spagat zwischen Kabarett und Comedy
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Am Anfang steht das Romantikhotel. Denn dort, in diesem plüschigen, oft verkitschten Refugium für Verliebte, wird Sebastian Pufpaff auf seinen Touren durch Deutschland häufig untergebracht. Für einen schonungslosen Kabarettisten wie ihn eigentlich eine Zumutung — und eine Quelle der Inspiration. Und so wählt der selbst ernannte „fundamentale Liberale“ diesen Ort zum Ausgangspunkt seines neuen Programms „Auf Anfang“, mit dem er Freitag und am Samstag, dem Weltfernsehtag, in der Kulturfabrik zu Gast war.

Pufpaff ist ein Mensch, der zwischen den Welten wandelt. Denn ihm gelingt wie nur wenigen seines Fachs der Spagat zwischen Kabarett und Comedy, zwischen dem Politischen und Profanen. Und das war schon immer so: 1976 in Troisdorf geboren und im beschaulichen Rheinbreitbach aufgewachsen, studierte er zuerst, der Familientradition folgend, sieben Semester lang Jura, machte dann ein Praktikum bei Pro7 und dem ZDF, um daraufhin einen zweiten Akademiker-Anlauf zu wagen.

Seinen Abschluss in Politikwissenschaften, Soziologie sowie Staats- und Verfassungsrecht erreichte er mit der anspruchsvollen Arbeit „Der moderne Politiker — Inszenierung in der Demokratie“ und dem anspruchslosen studentischen Nebenjob im RTL-Shop. Dort verkaufte er fast zwei Jahre lang neben dem früheren Preis-ist-heiß-Ansager und späteren Dschungelcamp-Bewohner Martin Freiwald Teleshopping-Produkte aller Art.

Der pufpaffsche Dualismus macht sich auch optisch bemerkbar. In Krefeld steht der Prix-Pantheon-Gewinner in einem perfekt geschnittenen schwarzen Anzug und mit einem makellos gezogenen Seitenscheitel zu schwarzen Skater-Turnschuhen auf der Bühne - obenrum ganz Wirtschaftsberater, untenrum Rebell. Sein Publikum begeistert er mit einem zweieinhalbstündigen Ritt durch unsere heutige Ego-Gesellschaft, „in der jeder auf seiner eigenen Untertasse lebt“.

Ob die deutsche Kultur des sich ständigen Echauffierens, das medizinische Zweiklassen- und verhunzte Bildungssystem, unser Hang zu Statussymbolen oder der Zerfall der Institution Ehe — nichts bleibt von Pufpaff verschont. Ihm gelingt mit exakt platzierten Tabubrüchen und kurzweiligen Anekdoten die humoristische Kritik einer überdrehten, kapitalistischen und von unterschwelligem Rassismus geprägten Welt.

Pufpaffs Lösungsvorsachlag: Alles auf Anfang. „Wir müssen uns nullen, uns auf die Werkseinstellungen zurücksetzen“, fordert er. „Denn wir leben in einem der schönsten und sichersten Länder der Welt. Wir müssen wieder runterkommen und nicht ständig Angst haben. Und dafür kann das Romantikhotel vielleicht der richtige Ort sein.“