Serenadenkonzert: Tongeflechte aus einer anderen Welt
Auf einer Stradivari von 1734 gab die Lettin Baiba Skride mit ihrer Schwester Lauma ein umjubeltes Konzert auf Burg Linn.
Krefeld. Die Insider ahnten es: Die elfte Serenade der Saison versprach ein besonderes Musikerlebnis. Das Konzert am Freitag auf Burg Linn war ausverkauft. Die lettischen Schwestern Baiba und Lauma Skride warteten mit bekannten Werken auf, die Liebhaber klassischer Musik in den Konzertsaal locken — nach der Devise „Das muss ich mal wieder hören!“ oder „Wie mögen die das spielen?“
Dank einer Leihgabe des berühmten Geigers Gidon Kremer stand Baiba Skride mit einer Stradivari von 1734 auf der Bühne. Gleich im ersten Werk, Schuberts Sonatine für Violine und Klavier g-moll D 408, offenbarte sich die Qualität des historischen Instruments. Vor allem das Menuetto wurde zu einem Hörerlebnis der Extra-Klasse. Dem weichen tiefen Klang standen filigrane Tongeflechte in der Höhe gegenüber, die aus einer anderen Welt zu stammen schienen.
So gut auch die jüngere Schwester ihren Part am Flügel spielte, gegen die Stradivari konnte sie nicht ankommen. Die Herausforderungen in Béla Bartóks Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 bewiesen, dass die beiden ein hervorragend eingespieltes Duo sind. Sentimental, tänzerisch, expressiv bis wild virtuos — das ganze Spektrum, das der Folklore-Forscher Bartok 1928 in diesem Werk verarbeitet hat, war zu hören.
Die musikalische Reise setzten die beiden fort mit den Ungarischen Tänzen von Johannes Brahms. Noch feiner und temperamentvoller, noch differenzierter und ausdruckstärker als man die Tänze im Ohr hat, zauberten sie die beiden jungen Damen in den Rittersaal — die Geige immer einen Hauch führend.
Bei diesem Programm war es fast schon erholsam für das hin- und weggerissene Publikum, dass zu Beethovens „Kreutzer-Sonate“ auch ein Adagio und ein Andante gehören. Nach zaghaften Bravorufen steigerten sich die Zuhörer zu Jubel und Getrampel.