Sinfoniekonzert: Der einsame Träumer gerät unter die Räuber

Die Niederrheinischen Sinfoniker verbinden „Lebenslinien“ dreier großer Komponisten.

Krefeld. Richard Wagner, Franz Liszt, Hector Berlioz: Die "Lebenslinien" dieser drei großen Komponisten verknüpften die Niederrheinischen Sinfoniker im zweiten Sinfoniekonzert.

Unter Leitung des Niederländers Antony Hermus erzählte das Orchester von fliegenden Holländern und fliehenden Komponisten, Wunderkindern und Tastenakrobaten, Reiselust und Räubergelage.

Zum Auftakt gab es Wagners Ouvertüre zur Oper "Der fliegende Holländer", ein Unikum in der Opernmusik jener Zeit, das in verdichteter Kürze das ganze Drama vorwegnimmt, wie es vor Wagners Seele stand.

"Die Ouvertüre tobte und krachte superb", soll Franz Liszt nach der Uraufführung geschwärmt haben. Ganz so turbulent ging es im sehr gut besetzten Seidenweberhaus nicht zu. Doch gelang es Hermus ausgezeichnet, ohne fahle Effekthascherei die Klangfarben aufblühen zu lassen.

Die "dramatische Ballade" im Wagnerschen Sinn war zugleich die tiefsinnige Vorbereitung auf Liszts Sinfonie Dichtung Nr. 13. "Von der Wiege bis zum Grabe" verfolgte das Orchester die Stationen der menschlichen Existenz, über den Kampf des Daseins zur Wiege des künftigen Lebens, impulsiv, ein packendes Glanzstück.

Im Finale kam es mit Berlioz’ Sinfonie "Harold in Italien" zu einem ausgetüftelten RollenspielSolist Nils Mönkemeyer verkörperte den einsamen Träumer, der in die Orgie der Räuber gelangt, mit höchster Intensität, herrschte nie über das Orchester, sondern reagierte subtil auf seine äußere Klangwelt. Trotz des tosenden Beifalls der Zuschauer gab es keine Zugabe - aber was hätte auf diesen spektakulären Harold auch folgen sollen?!

Das Konzert wird wiederholt am Freitag, 20 Uhr, im Seidenweberhaus.