Kresch-Theater: Wenn das Herz stillsteht

„Nulllinie – Heimat der Seele“ von Anna Brass – Premiere in der Studiobühne der Fabrik Heeder.

Krefeld. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Und wenn ja, wie sieht sie aus, die andere Seite? Diesen Fragen geht Theaterpädagogin und Spielleiterin Anna Brass in ihrem neuen Jugendtheater-Projekt "Nulllinie - Heimat der Seele" nach. Das ist nun erstmals im Rahmen von "Heimspiel 2" auf der Studiobühne in der Fabrik Heeder gezeigt worden.

Drei junge Frauen (Jana Brass, Vanessa Fichtner und Annika Förster) suchen die Antwort und überschreiten die Grenze zwischen Leben und Tod. Der Raum, in dem sie sich wieder finden, nachdem ihre Herzen aufgehört haben zu schlagen, ist klinisch weiß, erinnert an ein Versuchslabor. Ein unwirklicher Ort, in kaltes Licht getaucht, in dem die drei ganz auf sich selbst zurückgeworfen sind.

Allein mit ihren Ängsten und dem unbedingten Willen nach Erkenntnis, stellen sie mal panisch, mal nüchtern fest: "Ich habe keinen Puls mehr. Ich will hier raus. Ich bin tot." Die jungen Spielerinnen agieren dabei präzise und changieren im Laufe des Abends gekonnt zwischen formaler Darstellung - beispielsweise in Sequenzen traumwandlerischer Zeitlupe - und realistischer Spielweise, etwa, wenn sie sich gegenseitig zu trösten versuchen.

Die Spielleitung setzt den Fokus auf die Bewegung, mischt choreografische Elemente mit Textpassagen, die zum Teil sehr poetisch sind und die andere Seite als etwas Verheißungsvolles erscheinen lassen. Doch die Idylle währt nie lange.

Im nächsten Augenblick beherrscht die Angst wieder die Szenerie: "Und ist der Mensch gestorben, dann ist er für immer und ewig von dieser Welt. Er ist unwiederbringlich ausgelöscht. Der Tod ist das Ende."

Auch die Versuche, dem drastischen Erlebnis der Grenzüberschreitung mit Heiterkeit zu begegnen, können nicht über die Bedrohung hinwegtäuschen, nicht mehr ins Leben zurückzufinden, das Herz nicht mehr zum Schlagen zu bringen.

"Nulllinie" macht die Zuschauer zu Beobachtern eines Experiments, über das viel geschrieben und viel spekuliert wurde: Berichte über Nahtoderfahrungen ist in Heeder thematisch umgesetzt worden.

Begeisterter Beifall nach einem eindrucksvollen Theaterabend.