Sommerjazz: Italienisches Piazza-Gefühl mit Musik

Etwa 200 Krefelder genießen einen Sommerabend vor dem Jazzkeller.

Krefeld. Des einen Leid, des anderen Freud. Dass das Café im Erdgeschoss des nördlichen Teils des Behnisch-Hauses seinen Geschäftsbetrieb aufgeben musste, ermöglicht dem Jazzkeller gegenüber, die Fläche vor der modernen Glasfassade wieder als Biergarten zu nutzen. Der Jazzklub Krefeld (JKK) lud hierhin jetzt zum zweiten Mal in diesem Sommer zu seiner Open-Air-Session "Summertime" ein, die Band Imbroglio um den künstlerischen Leiter des JKK, Andreas Lessenich (Tenorsaxophon), stellte die Startformation.

Hoch schaut man besser nicht. Sonst könnte einen zwischen dem "Raumschiff" Behnisch-Haus im Westen und der hier leider nicht untypischen Nachkriegs-Flickschuster-Architektur im Osten mal wieder der Jammer übermannen, dass die Stadtplanung in Krefeld anscheinend ein so mühsames Geschäft ist. Aber die bis zu 200 Krefelder, die an einem schönen Sommerabend zur Lohstraße gefunden haben, sind ja auch nicht dorthin gekommen, um sich solche Gedanken zu machen.

Sie wollen Musik hören, ein bisschen plaudern, ein kühles Bierchen genießen. Auf die Musik müssen sie dann aber erst einmal eine Weile verzichten, denn die Verantwortlichen haben vergessen, eine Anlage für die komplette Band zu organisieren.

Eine dreiviertel Stunde später als geplant startet Imbroglio schließlich ohne das nötige Equipment. Nur E-Bass (Andreas Dzialocha) und Keyboard (Holger Dix) sind verstärkt, Lessenich am Saxophon, Gastmusiker Markus Scheltinga an der Posaune und Drummer Andre Hasselmann müssen sich unverstärkt ins Klangbild einfügen, das deshalb etwas unausgewogen wirkt. Die Ansagen sind ohne Mikrophon überhaupt nicht zu verstehen.

Die Band hat sich von ihrem Gitarristen getrennt, und auch am Schlagzeug sitzt mit Hasselmann ein Neuer. Spielte Imbroglio früher bekanntes Standard-Material, so werden jetzt Eigenkompositionen als Improvisationsgrundlage genutzt. Der Bandname Imbroglio entstammt im Übrigen dem Italienischen und bedeutet auch als musikalischer Fachausdruck Verwirrung, die man insbesondere durch Überlagerung verschiedener Taktarten erzeugt.

Das erste Stück startet dann auch mit einer freitonalen Rubato-Passage. Solche kehren in dem einstündigen Eröffnungsset der Band immer wieder und wechseln sich mit rhythmisch klarer strukturierten, Groove-orientierteren Passagen mit dem Fusion-Charme der 80-er Jahre ab. Letzte kommen beim Publikum mehr an.

Imbroglio verzichtete angesichts der Atmosphäre vielleicht ein wenig zu sehr auf einen konzertanten Anspruch, das Publikum verzichtete jedenfalls nicht darauf, in die Lohstraße italienisches Piazza-Gefühl zu bringen.