Textilmuseum: Das Geheimnis der Stoffe

In Linn ist ab Sonntag moderne Textilkunst zu sehen. 35 Künstler aus zwölf Ländern zeigen faszinierende Arbeiten.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Durch Gucklöcher blickt man auf zwei Bilder, die wie Röntgenaufnahmen von Schädeln aussehen. Es sind aber Textilien mit eingewebter fluoreszierender Angelschnur. Im Schwarzlicht sind sie bläulich, ohne diesen Effekt nur noch Schwarz-Weiß.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Schon im Eingangsbereich des Textilmuseums wird deutlich: Die Werke der Ausstellung „Asia — Europe II“ spielen mit Tradition und Moderne, Techniken und Materialien. Sie erzeugen damit unterschiedliche Wirkungen. Manches fasziniert, weil es so geheimnisvoll ist, anderes wirkt echt und natürlich. Die Schau versammelt Arbeiten von 35 Künstlern aus zwölf Ländern, aus Japan und ganz Europa.

In einen alten, sehr langen Brautschleier hat eine Künstlerin rotblondes Haupthaar geknüpft. Diese Arbeit gehört zu den wenigen, die man nicht anfassen möchte. Leider ist das Berühren bei keinem der 43 Werke erlaubt. Und doch wüsste man gern, wie sich die drei wundervollen Meerespflanzen aus Organdy anfühlen. Sie schweben im Obergeschoss: In der traditionellen Färbetechnik Shibori hat die japanische Künstlerin Yasuko Iyanaga das Innere in leuchtendes Pink verwandelt.

In den theoretischen Bereich der Naturwissenschaften dringen Künstler mit einer textilen Variante des Möbius-Bandes oder einer Reflexion auf Einsteins Gesetzmäßigkeiten. Einen selbstreflexiven Ansatz hat handgeschöpftes Papier, das eine Kindheitserinnerung darstellen soll. Andere Materialien sind Glas, Erdnüsse, Muscheln, Klaviersaiten, Pferdehaar, Bambusfasern, Perlmuttknöpfe, Nagellack, Wolle, Filz, Seide, Organza.

Die klassischen europäischen Techniken in der Ausstellung sind Häkeln oder Klöppeln, Filzen oder Stricken. Manche Künstler entwickelten für ihre textilen Werke eigens experimentelle Techniken, deren Geheimnis sie nicht preisgeben. Ein genauer Blick auf die Details lohnt sich bei allen Werken.

Eröffnung am Sonntag, 11 Uhr, in der Museumsscheune, Albert-Steeger-Straße 5. Die Ausstellung läuft bis 18. Mai, zunächst Di.-So., 11-17 Uhr, ab 1. April 10-18 Uhr.