Textilmuseum: Feine Gefühle der Amish-Frauen

Am Linner Andreasmarkt wird am Sonntag eine neue Ausstellung mit Quilts und Kleidern der Sektengruppe eröffnet.

Krefeld. Leuchtend farbige Quilt-Decken und streng einfache Kleider der Amish, der von den frühen Mennoniten abgespaltenen Glaubensgruppe im Osten der USA, vor allem in Pennsylvania, Ohio und Indiana, zeigt das Deutsche Textilmuseum in Krefeld ab Sonntag bis zum 24. August unter dem Titel "Von Diamanten und Lumpenpüppchen".

Anlass ist die 325-jährige Wiederkehr der Auswanderung der ersten deutschen Gruppe nach Amerika von Krefeld aus mit dem Schiff "Concord" nach Germantown im heutigen Philadelphia. Die Schau fällt auch mit dem neunten deutsch-amerikanischen Historiker-Symposium in Krefeld zusammen.

Insgesamt 45 prächtige Quilts aus drei Privatsammlungen aus der Zeit zwischen 1880 und 1950 zeugen von der schöpferischen Kraft der Amish-Frauen. Die farbigen und strengen Muster entstehen durch Quilten, den Steppstich, der die Decken mit linearen Mustern überzieht. In den Quilts verbindet sich das religiös fundierte Gebot der Einfachheit in den klaren Entwürfen von Mustern wie "Diamonds", "Bars", "Lone Star" mit einem feinen Farbgefühl, das aus den zur Verfügung stehenden Stoffen, meist ungemusterten Textilien, aus denen die Frauen ihre Kleidung fertigen, reizvolle und immer wieder überraschende Varianten erstellt.

Bei den "Bars" sind die Ackerfurchen, bei anderen Sägezähne, Blitze, Sterne, Felder, Feuer, Körbe zu erkennen, die Musterungen erinnern an Op-Art von Victor Vasarely. Die Quilts im Linner Museum stammen aus den Sammlungen Monika Willi, Zürich, Adelheid und Hannes Wurzer, München, und Konrad Messner, Gräfelfing. Die Kleider hat die Sammlung Gisinda Eggers, Berlin, beigesteuert. Die Sammler kommen am Sonntag um 12 Uhr zur Eröffnung mit einer Einführung durch Museumsdirektorin Brigitte Tietzel.

13 Familien hatten damals aus Glaubensgründen Europa verlassen, um in Amerika ein neues Leben ihres Glaubens zu beginnen. Die Amish leben unabhängig von der amerikanischen Gesellschaft nach eigenen Regeln - gegen den technischen Fortschritt, voller Entsagung, Demut, Langmut und Schlichtheit. Die Kleider der Amish, aus Wolle, Baumwolle, sogar Kunstfasern, sind bei aller Einfachheit dezidierten Bestimmungen unterworfen, die von Gemeinde zu Gemeinde variieren, aber Prunksucht und Eitelkeit vermeiden. Die Schnitte sind schlicht, Einfarbigkeit herrscht. Überraschend ist deshalb der Kontrast zwischen den dürftigen Kleidern und den Quilts, die mit großer Sorgfalt und individueller Fantasie genäht wurden. Zur Ausstellung gibt es einen Quilt-Katalog zum Preis von 15 Euro.