Theaterfreunde feiern Jubiläum: „Die Gesellschaft braucht Theater“

Die Theaterfreunde unterstützen das Haus seit 25 Jahren.

Krefeld. Drei stattliche Bände, in Leinen eingeschlagen, liegen bei Heinrich Rungelrath zu Hause. In ihnen schlummert — Seite um Seite — ein imposantes Zeugnis kulturellen Engagements in dieser Stadt: 47 448 Unterschriften von Bürgern, die sich 1993 für den Erhalt ihres Theaters eingesetzt haben.

Bis heute ist das für Rungelrath ein Mutmacher. „Theater gibt es, seit es Menschen gibt“, sagt er. „Selbst in der Nachkriegszeit, als die Leute andere Sorgen hatten, haben sie ihre Bühnen schnell wieder aufgebaut. Die Gesellschaft braucht Theater.“

Über die Bretter, die angeblich und manchmal wohl tatsächlich die Welt bedeuten, spricht Heinrich Rungelrath so engagiert, weil er es von Amts wegen muss — und weil er nicht anders kann. Er ist Vorsitzender der Theaterfreunde, die in diesem Jahr ihren 25. Geburtstag feiern, die Hälfte dieser Zeit mit Rungelrath an der Spitze.

Hauptberuflich ist er Familienrichter, privat gilt seine Leidenschaft dem Theater. Bevor er Chef der Freunde wurde, stand er als Statist auf der Bühne, mal als Gestalt im Hintergrund, mal in kleinen Sprechrollen: „Bei Maria Stuart habe ich das Todesurteil übermittelt“, erzählt er. Wie viele Statisten, hat er seinerzeit mit Begeisterung selbst kleinste Aufgaben übernommen: „Es war so aufregend, hinter der Bühne zu stehen und ins Licht zu gehen.“

Als Vorsitzender des Fördervereins lässt er dieses Engagement ruhen, doch seine Erfahrungen als Statist helfen ihm bis heute. „Man erlebt Theater ganz anders, man sieht, wie ein Stück wächst und lernt die Schauspieler kennen.“ Viele Kontakte sind erhalten geblieben, auch hinter die Bühne: „Von der Maske über die Requisite bis zum Mann, der die Waschmaschine bedient.“

Heute hat er zumeist mit dem Intendanten und seinem Team zu tun, hört zu, redet mit und bietet Unterstützung an. Diese ist, wie bei Fördervereinen üblich, oft finanzieller Art. Rund eine Million Euro haben die Freunde in 25 Jahren ins Theater gesteckt, teils aus eigener Kraft, teils als Mittler für externe Spenden. Etwa 10 000 Euro pro Jahr fließen allein in unterschiedliche Produktionen des Hauses. Auch drei Premierenfeiern pro Spielzeit richten die Freunde aus.

Gleichzeitig sieht Rungelrath den Verein als Stimme des Publikums — auch im Fall einer misslungenen Aufführung. „Ich kann und muss das offen sagen, sonst verliere ich jede Glaubwürdigkeit“, betont Rungelrath.

Allerdings würde er niemals so weit gehen, direkten Einfluss auf den Spielplan zu nehmen: „Das lehne ich kategorisch ab.“ Und sieht auch selten die Notwendigkeit: „Das Verhältnis ist harmonisch. Ich verstehe mich ausgesprochen gut mit dem Intendanten.“

Mit ihm bespricht Rungelrath auch die finanziellen Perspektiven des Theaters. Eine Million Euro muss Intendant Michael Grosse bis 2015 einsparen — alles andere als ein Selbstläufer. „Wir sind noch lange nicht durch“, sagt Rungelrath. „Eine Bestandsgarantie über die nächsten Jahre hinaus sehe ich nicht.“

Ob das Theater weiterhin fester Teil des kulturellen Lebens in Krefeld bleibt, hängt nach Rungelraths Meinung davon ab, wie unentbehrlich es sich macht: „Der Kampf um die Zukunft des Theaters wird auf der Bühne entschieden.“, sagt er. „Wenn die Menschen ihr Theater lieben, wird der, der Einschnitte durchsetzen will, mit ihrem Widerstand rechnen müssen.“