Ulrich Peltzers großer Wurf

Der Krefelder Literaturpreisträger – erneut ausgezeichnet – liest im Stadttheater.

Krefeld. "Es lebe das Gesetz, das uns schützt und bewahrt", sagt der Clown freundlich zu den grimmigen Herren von Protectas, winkt noch mal in die Überwachungskameras und verzieht sich mit dem Zirkusdirektor und den Ballerinas vom Potsdamer Platz. Ein politische Aktion im leeren Nabel der Republik, der schrecklichen Schnittstelle aus totalem Konsum und Überwachung, ein wenig Theater und eine Handvoll Flugblätter für die Kameras im Berliner Sony-Center.

Der neue Roman des gebürtigen Krefelders und Niederrheinischer Literaturpreisträgers Ulrich Peltzer führt mitten in die Gegenwart: "Teil der Lösung" (Ammann-Verlag, 455 Seiten, 19,90 Euro) ist ein Roman über den sich formierenden politischen Widerstand, über Globalisierung, Überwachung und vor allem über die Schwierigkeit, sich im heutigen politischen Diskurs noch verorten zu können zwischen losgelöster Radikalität und affirmativer Arriviertheit. Und ganz nebenbei ist "Teil der Lösung" sogar ein Liebesroman - und (in der Hitze des Jahrhundertsommers 2003) ein Berlinroman noch obendrauf.

Peltzer durchleuchtet mit seinem Roman die Bedingung der Möglichkeit von Widerstand: Die Machtlosigkeit des Einzelnen in einer Gegenwart, in der jede subjektive Regung ihre kommerzielle Umsetzung findet, in der jede emphatische Privatheit längst aufgehoben zu sein scheint. Seine Sprache verknüpft dabei - trotz schneller, assoziativer Schnitte - geschickt den typischen Szene-Jargon mit der kühlen Beobachtungsprosa des Überwachungsstaates. Der von den (teilweise sogar "beglückten") Feuilletons landauf, landab gefeierte Gegenwartsroman gehört nicht nur in jeden Deutschunterricht, er sollte auch im Politikunterricht auf dem Stundenplan stehen.

Das haben auch die Juroren zum Literaturpreis der Düsseldorfer Stadtsparkasse befunden und zeichneten Ulrich Peltzer gerade - gestern nämlich - mit diesem Preis (15 000 Euro) aus.

Am Montag, 20 Uhr, liest Ulrich Peltzer auf Einladung des Anderen Buchladens im Foyer des Stadttheaters. Man sollte sich schnell um Karten bemühen (Ruf: 66842).