VHS blickt auf das musische Krefeld
Am Sonntag gab es die Premiere eines Stadtrundgangs zum Thema Theater und Musik.
Krefeld. Es gibt in Krefeld zwar thematische Stadtrundgänge, aber nicht zu Theater und Musik, fiel Lydia Paggen auf, als sie vor drei Jahren über ihrer Diplomarbeit zum bürgerlichen Engagement und Krefelder Stadttheater brütete.
Aus diesem Grund hat sie sich entschlossen, kulturbegeisterten Krefeldern diese Themen per VHS-Rundgang nahe zu bringen. Mit Freunden wurde kurzerhand der Ernstfall geprobt.
Am Sonntag gab es die Premiere. Ausgangspunkt war der Von-der-Leyen-Platz am Rathaus, weil die Familie Von-der-Leyen 1780 mit Johann Adam Schmitt den ersten Musikmeister der Stadt nach Krefeld holte. In kleinen Kreisen fanden Soireen statt, in denen musiziert wurde.
Der Weg führte die Stadtrundgänger zur Friedrichstraße, wo einst Johann-Heinrich Scheibler zu Hause war. Der Seidenfabrikant mit Hobby Musik erfand die "Aura" - ein Instrument, bei dem mehrere Maultrommeln miteinander verbunden sind.
Weiter ging es zu den Stadtwällen, für die Baumeister Adolph von Vagedes verantwortlich zeichnet. Sein Traum war das Konzept von einer geordneten Stadt, was er in Krefeld ebenso wenig erreichte wie später in Düsseldorf mit der "Kö".
Immerhin hat der vielseitig Begabte, der aus Münster als Theatermann nach Krefeld kam, hier auch mit gesanglichen Darbietungen am Klavier seine Spuren hinterlassen.
An der Mennoniten-Kirche, dem ältesten Teil der Krefelder Innenstadt, erläuterte Lydia Paggen, dass im geschlossenen Glauben seinerzeit das Instrumentenspiel nicht gelitten war. Dies änderte sich jedoch durch den kulturellen Einfluss der Familie Von-der-Leyen, die den Mennoniten eine Orgel spendete.
Die erste Nennung öffentlicher Musik geht auf den Konzertsaal des früheren Rathauses zurück, das 1778 am heutigen Schwanenmarkt neu erbaut wurde.
"Musik wurde in Krefeld lange Zeit vor allem durch verschiedene Glaubensrichtungen verhindert", weiß Paggen zu berichten. Erst sehr viel später gab es Chöre wie in der Alten Kirche. Doch zur Wende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Krefeld zur Musik- und Konzertstadt. Mitverantwortlich dafür war der zweite Musikmeister, Johann Nikolaus Wolff, dem Begründer des Krefelder Konzertlebens.
Davon zeugt auch die nächste Station beim Rundgang, das Kaiser-Wilhelm-Museum, das mit einem Konzert nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eröffnet wurde. Nur wenige Schritte weiter auf dem Westwall stand zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Konservatorium, an dem unter Direktor Rudolf Siegel Musiklehrer und Opernsänger ausgebildet wurden.
In der Krypta der Dionysius-Kirche ist Michael Leydel beigesetzt, der Baumeister der Seidenbarone. Ihm verdankte die Stadt das Komödienhaus an der Gartenstraße, in dem auch Orchester spielten und Opern aufgeführt wurden. Zum nächsten Rundgang, bei dem Lydia Paggen durch die Theatergeschichte führt, haben sich einige Teilnehmer gleich wieder angemeldet.